Als im "Rawema"-Haus die Post abging: Stadtkeller - die Disco-Legende im Herzen der Chemnitzer City

Chemnitz - Schicke Kleidung, kühle Cocktails, lange Partys - das war der legendäre "Stadtkeller". Rund 35 Jahre lang war er die Heimat der Chemnitzer Nachtschwärmer. Nach der Wende erlebte die Diskothek in der Innenstadt ihre wildeste Zeit. Bis eine Überschwemmung alles zunichte machte.

Lars Höppe (41) an seinem früheren Arbeitsplatz: der Tresen des "Stadtkellers", Dezember 2001.
Lars Höppe (41) an seinem früheren Arbeitsplatz: der Tresen des "Stadtkellers", Dezember 2001.  © Lars Höppe

Lars Höppe (41), heute Inhaber der "Ponytail Bar" am Getreidemarkt, kam 1999 frisch vom Gymnasium hinter den Tresen des "Stadtkellers". Eigentlich wollte er nur etwas Geld verdienen, bis das Studium losging.

Aber die Disco zog ihn sofort in ihren Bann: "Der 'Stadtkeller' war damals der Laden, wo man einfach hingehen musste." Als Barmann stand Lars Höppe mittendrin - und wollte nicht mehr weg. "Dann war's leider nichts mit dem Studieren", sagt er.

Der "Stadtkeller" befand sich im "Rawema"-Haus in der Straße der Nationen. Hinter der Stahltür ging eine Wendeltreppe tief hinab in den dunklen, verrauchten Keller. In den 80ern feierten die Karl-Marx-Städter dort zur angesagtesten (West-)Musik.

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Während Jugendclubs wie der "Würfel" oft bestimmte Nischen ansprachen, war der "Stadtkeller" ein Ort für alle. Kurz nach der Wende erfand er sich unter dem Namen "Atlantis" neu: "Die Einrichtung wurde komplett umgekrempelt", erinnert sich DJ-Urgestein Dirk Duske (50). "Jetzt gab es beleuchtete Tische und Säulen. Das war sehr beeindruckend."

Kurzzeitig nannte sich das "Atlantis" um in "Funkadelic", bis Mitte der 1990er-Jahre wieder der "Stadtkeller" daraus wurde.

So ging es oft bis in die frühen Morgenstunden: eine typische "Stadtkeller"-Party, November 2000.
So ging es oft bis in die frühen Morgenstunden: eine typische "Stadtkeller"-Party, November 2000.  © Sven Gleisberg
Das "Stadtkeller"-Team als Mafiosi verkleidet beim Chemnitzer "Kellnerlauf", 2000.
Das "Stadtkeller"-Team als Mafiosi verkleidet beim Chemnitzer "Kellnerlauf", 2000.  © Lars Höppe

Mit Turnschuhen kam keiner rein in den Stadtkeller!

Ist seiner Leidenschaft treu geblieben: Der frühere "Stadtkeller"-Barchef Lars Höppe (41) mixt heute in seiner "Ponytail Bar".
Ist seiner Leidenschaft treu geblieben: Der frühere "Stadtkeller"-Barchef Lars Höppe (41) mixt heute in seiner "Ponytail Bar".  © Maik Börner

Der schicke Stil blieb von nun an das Markenzeichen. "Mit Turnschuhen ist man da nicht reingekommen", sagt der frühere "Stadtkeller"-Barchef Lars Höppe. Auch die Drinks waren alles andere als Durchschnitt: "Cocktails sind jetzt selbstverständlich, aber Ende der 90er waren der 'Stadtkeller' und der 'Buschfunk' die Ersten."

Ob Caipirinha, Sex on the Beach oder Cuba Libre - der "Stadtkeller" hat sie in Chemnitz beliebt gemacht. Ab 2000 stiegen dort die legendären "Freitagnacht"-Partys mit "Radio Chemnitz"-Moderator Lutz Escher.

Viele haben im "Stadtkeller" ihre künftigen Partner gefunden. "Dafür musste man damals noch weggehen", sagt Lars Höppe. Er selbst hatte dort seine heutige Frau Sandy kennengelernt. "Zu Bill Withers' 'Ain't No Sunshine' haben wir zum ersten Mal miteinander getanzt."

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Die Jahrhundertflut im Jahr 2002 setzte den "Stadtkeller" unter Wasser, er wurde nicht wieder aufgebaut. Doch die Kult-Disco wirkt bis heute nach.

"Freitagnacht"-Party von Radio Chemnitz, November 2001: Lutz Escher und Nadine Friedel legen im "Stadtkeller" auf.
"Freitagnacht"-Party von Radio Chemnitz, November 2001: Lutz Escher und Nadine Friedel legen im "Stadtkeller" auf.  © Sven Gleisberg

Der frühere Veranstaltungsleiter Nico Kunz (49) betreibt jetzt die "Maroon Bar" auf dem Kaßberg. Und in Lars Höppes "Ponytail Bar" erinnern nicht nur die Drinks an damals: "Zu mir kommen immer noch Gäste, die ich schon im 'Stadtkeller' bedient habe", sagt er.

Hier gibt's die anderen Teile der TAG24-Serie zum Nachlesen

Titelfoto: Sven Gleisberg

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