Chemnitz - Der Schauspieler Winfried Glatzeder (79, "Die Legende von Paul und Paula") und Regisseur Robert Thalheim (50) besuchten das CineStar am Roten Turm Chemnitz, um ihren neuen Film "Kundschafter des Friedens 2" vorzustellen.
Mit TAG24 sprachen sie über die Bedeutung der Stadt, ihre Verbindung zum ostdeutschen Publikum und mögliche Ideen für einen dritten Teil der Agentenkomödie.
TAG24: Herr Glatzeder, wie haben Sie Ihren Besuch in Chemnitz empfunden?
Glatzeder: Ich sitze im Auto, werde hierhergefahren, rausgelassen und muss mehrere Termine abarbeiten. Da bin ich schon mal enttäuscht, wenn das Kino nicht voll ist. Heute war es aber voll – oder ihr könnt es zumindest behaupten! (lacht) Ich freue mich jedenfalls, in Chemnitz zu sein. Ich war auch schon zweimal in der Villa Esche, wo bei Lesungen immer alles brechend voll war. Chemnitz hat mich bisher nicht enttäuscht.
TAG24: Chemnitz wurde gerade als Europäische Kulturhauptstadt eröffnet. Welche Bedeutung hat die Stadt aus Ihrer Sicht für den deutschen Film?
Glatzeder: Wenn Chemnitz schon Europäische Kulturhauptstadt ist, dann sollte man eine Förderstelle einrichten, um interessante Projekte wie "Kundschafter des Friedens 3" zu unterstützen. Wir könnten dann vielleicht sogar eine Szene rund um das Karl-Marx-Denkmal drehen.
Thalheim: Chemnitz hat eine lebendige Kulturszene und ist ein Ort, der Geschichten bietet. Wir merken, dass hier Filme und Themen, die sich mit Ostdeutschland beschäftigen, auf ein ganz besonderes Verständnis stoßen.
"Ostdeutsche verstehen die Geschichte auf einer emotionaleren Ebene"
TAG24: Herr Glatzeder, der Film behandelt das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart. Sehen Sie Parallelen zu Ihrer eigenen Schauspielkarriere und zur Filmgeschichte der DDR?
Glatzeder: Ein bisschen schon. Damals bei der DEFA hatte ich Verträge wie bei den großen Studios in Hollywood. Doch nach der Wende war es enttäuschend, dass die neue Gesellschaft es nicht geschafft hat, den Film so zu fördern, wie die DDR es tat. Mein Film "Die Kolonie", den ich damals drehte, war auch ein Auftrag mit starkem politischem Hintergrund.
Thalheim: Ich sehe zudem biografische Parallelen zwischen Winfrieds Schauspielerleben in der DDR und seiner Figur im Film. Der Geheimagent sagt ja: "Ich habe den Frauen immer etwas vorgespielt." Als Schauspieler hat man in der DDR auch oft Menschen etwas vorgespielt – das fand ich faszinierend.
TAG24: Herr Thalheim, was macht das ostdeutsche Publikum, speziell in Chemnitz, aus Ihrer Sicht einzigartig?
Thalheim: Ostdeutsche verstehen unsere Geschichte oft auf einer tieferen, emotionaleren Ebene. Im Westen finden sie es witzig, dass alte Agenten nochmal ein Abenteuer erleben. Hier aber spüren wir eine echte Verbindung – viele Ostdeutsche mussten nach der Wende beweisen, was sie draufhaben, ähnlich wie unsere Charaktere im Film. Außerdem kommen Witze mit Ost-Nostalgie, etwa über alte DDR-Symbole, hier natürlich besonders gut an.
TAG24: Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit Chemnitz oder Sachsen für zukünftige Projekte vorstellen?
Thalheim: Auf jeden Fall! Chemnitz hat eine reiche Geschichte, sowohl kulturell als auch filmisch. Diese Stadt ist Material für Geschichten. Die Namenswechsel der Stadt, ihre Entwicklung zur Kulturhauptstadt – all das könnte sogar in einen möglichen dritten Teil der "Kundschafter" einfließen.
Ob es einen dritten Teil der "Kundschafter des Friedens" geben wird? Die beiden halten sich noch bedeckt – aber Chemnitz dürfte dabei sicher eine Rolle spielen.
"Kundschafter des Friedens - Teil 2" läuft ab 23. Januar im CineStar am Roten Turm. Weitere Infos findet Ihr unter www.cinestar.de/chemnitz-kino-am-roten-turm.