Korbmacher seit 66 Jahren: Dieser Mann ist in Chemnitz der Letzte seiner Zunft
Chemnitz - Er ist der letzte seiner Zunft in Chemnitz: Günter Jahn (80) übt in der Georgstraße als Korb- und Flechtwerkgestalter ein selten gewordenes Handwerk aus. In der Stadt hinterließ er in seinem Leben viele Spuren.

"Ich habe Anfang der Siebzigerjahre Lampenschirme für das ehemalige Hotel Moskau - das heutige Hotel an der Oper - geflochten, die an die berühmten Zwiebeltürme in Russlands Hauptstadt erinnern", sagt der Rentner.
Außerdem produzierte Günter Jahn einen riesigen Blumenkorb für die Eröffnung der Stadthalle 1974 sowie Bambus-Arbeiten, die teilweise noch heute im Tropenhaus des Tierparks zu sehen.
"Meinen ungewöhnlichsten Auftrag hatte ich nach der Wende, als ich einen dreieinhalb Meter hohen Messestand für das Zahnlabor Lorenz in Form eines Backenzahns anfertigte."
1955 begann Günter Jahn die Korbmacher-Lehre. Auch im hohen Alter repariert er noch täglich Stühle oder Körbe. "Meine Rente ist nicht so hoch - und ich möchte nicht nur zu Hause rumsitzen."
Er verwendet bei seiner Arbeit Holz der heimischen Weide sowie der hochwertigen Rattan-Palme aus Indonesien.






"Durch die Corona-Krise habe ich weniger Aufträge."
"Früher kamen die Kunden aus ganz Deutschland. Durch die Corona-Krise habe ich weniger Aufträge."
Dass seinen Laden in Zukunft jemand übernimmt, glaubt er nicht. "Da findet sich niemand mehr. Es arbeiten immer weniger Leute in dem Beruf."
Wer dem Korb- und Flechtwerkgestalter einmal über die Schultern schauen möchte, kann dies nach Terminabsprache unter Tel. 0371/43311161 tun.
Titelfoto: Kristin Schmidt