Irrer Umzug vor 25 Jahren: Der Tag, als der gesamte Bahnhof auf Reisen ging
Lunzenau - Diese verrückte Aktion war filmreif: Ein kleiner ungenutzter Bahnhof zog vor 25 Jahren um und begann ein neues Dasein als Museum.
Ein Tieflader nahm das Haltepunkt-Häuschen von Obergräfenhain im Landkreis Mittelsachsen huckepack und brachte es ins sieben Kilometer entfernte Lunzenau. Dort gibt es zum Transport-Jubiläum eine Erinnerungsfete mit Film und Fotos.
Die Idee ausgebrütet hatte der Lunzenauer Matthias Lehmann (64) - kreativer Eisenbahner und leidenschaftlicher Dienstmützensammler: "Ich hatte meine Sammlung ein paar Mal erfolgreich ausgestellt. Dann bin ich größenwahnsinnig geworden und wollte ein eigenes Museum eröffnen."
Er ließ sich den mit Ziegeln ausgemauerten Fachwerkbau am 20. September 1997 auf sein Grundstück bugsieren und staunt heute noch, wie unkonventionell das möglich war.
"Mich haben viele Firmen unentgeltlich unterstützt, der Verein 'Historische Nutzfahrzeuge' stellte Personal, die Polizei organisierte und klingelte samstags sogar einen Landratsmitarbeiter raus, weil bei der Genehmigung noch etwas fehlte."
Bahnhof steht jetzt in "Groß-Mützenau"
Der Mini-Bahnhof wurde zum Grundstein für ein kleines Parallel-Universum: Matthias Lehmann restaurierte das Haus originalgetreu und eröffnete neben dem erträumten Museum auch die Kneipe "Zum Prellbock".
Außerdem gründete er die "Frohe und Hanselstadt Groß-Mützenau" als Ort für allerlei närrische Aktionen und das mittlerweile legendäre Kofferhotel, über das sogar das japanische Fernsehen berichtete.
Der Bahnhofsumzug wird diesen Samstag in Lunzenau, Burgstädter Straße 1, von 11 bis 18 Uhr gefeiert. Ein Film zeigt in Endlosschleife den Transport.
Auch eine Ausstellung mit DDR-Comics ist zu sehen.
Titelfoto: Wiegand Sturm, Repro: Uwe Meinhold