TAG24-Reporter erinnert sich an unfassbares Verbrechen: Mein Kollege, der Frauenmörder

Zwickau - Vor gut 14 Jahren erschütterte ein Verbrechen eine ganze Region: Ein Praktikant von Radio Zwickau hatte eine junge Frau (23) umgebracht, weil sie keinen Sex wollte. Das ZDF hat den Fall in der Reihe "Wahre Verbrechen" noch einmal aufgerollt. TAG24-Redakteur Raik Bartnik (55), der 2011 Moderator bei dem Radiosender war, erinnert sich an den Fall und den Killer ...

Spezialermittler der Polizei untersuchen den Tatort am Zwickauer Platz der Völkerfreundschaft nach Spuren.  © picture images

"Der mordende Radioreporter" hat das ZDF die Doku überschrieben, die bei mir viele Erinnerungen hochspült. Ich hatte damals als Moderator täglich mit dem großen blonden Kollegen zu tun.

Patrick R. (damals 27) war seit einigen Monaten Praktikant und beliebt im Team. Ich erinnere mich an gemeinsame Fahrten im Radio-Smart nach Dresden, den Patrick fahren wollte.

"Für mich ist er wie ein Wohnzimmer, gerade im Winter", erzählte mir der Praktikant. Wie ich heraushörte, hatte man ihm zu Hause Strom und Heizung abgestellt.

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Die Redaktion war sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Als der Mord an der rothaarigen Susann P. bekannt wurde, besorgte er Informationen und Bilder noch vor anderen Medien.

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Leiche im Dienstwagen transportiert

Susann P. (†23) musste 2011 sterben, weil sie keinen Sex mit Radiopraktikant Patrick R. (damals 27) wollte.  © privat

Tage später, es war ein Dienstag, erschien Patrick plötzlich nicht zur Arbeit, und der damalige Sprecher der Zwickauer Polizei Oliver Wurdak (48) kam in den Sender. Kurz nachdem ich 14 Uhr in meine Sendung gegangen war, erfuhr ich den Grund.

"Es war wahrscheinlich Patrick", sagte Redaktionsleiter Gunnar Tichy (54) und meinte das Verbrechen vom Wochenende vorher. Ich musste mich erstmal auf meinen Stuhl setzen und war sprachlos.

In den nächsten Stunden konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen. Viele Dinge verstand ich jetzt erst: Er hatte mich am Wochenende zuvor angerufen und gefragt, ob mir im Smart etwas aufgefallen war. Ich hatte das Dienstauto für eine Fahrt nach Dresden von ihm wieder übernommen. Am Tag vorher hatte er die Leiche darin transportiert.

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"Ich bin in Hundedreck getreten", sagte er zu mir. "Deswegen habe ich alles gründlich sauber gemacht." In der Tat hatte es sehr nach Reinigungsmittel gerochen. Mir gingen dann Unmengen an Fragen durch den Kopf, vor allem: Habe ich wirklich einen "Leichenwagen" gefahren? In welcher Gefahr hatte ich geschwebt, als ich mehrfach mit ihm nach Dresden gefahren war?

Im November des Jahres musste ich dann vor dem Landgericht auch als Zeuge aussagen. Ich war relativ ruhig, sagte aus, wie enttäuscht ich von ihm bin. Patrick selbst schaute die ganze Zeit starr nach unten, nur als er meinen Namen hörte, hob er kurz seinen Blick. Ich erfuhr dann, dass er seine Strafe in Zeithain absitzen muss. Seitdem hörte ich nie wieder von ihm.

In der TV-Reportage (abrufbar in der ZDF-Mediathek) erzählt Ermittler Jan Stauß von der Zwickauer Mordkommission, wie es zur Festnahme kam.

TAG24-Reporter Raik Bartnik (55) schaut sich die ZDF-Doku in der Mediathek an.  © Ralph Kunz

Lebenslange Haft für den Killer-Praktikanten

Der ehemalige Radio-Zwickau-Praktikant Patrick R. (heute 41, r.) wird 2011 als Tatverdächtiger abgeführt.  © Theo Stiegler

Patrick R. (heute 41) wurde im November 2011 vom Zwickauer Landgericht wegen Mordes an der Physiotherapeutin Susann P. (†23) zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht sah auch eine versuchte Vergewaltigung als erwiesen an.

Zuvor hatte der gelernte Gebäudereiniger und Radio-Zwickau-Praktikant ein Teilgeständnis abgelegt. Der damals 27-Jährige gab zu, die junge Frau mit einem Schlüsselband erdrosselt zu haben. Dann habe er die Leiche mit dem Sender-Dienstwagen in seine Wohnung nach Zwickau-Pölbitz gebracht.

Die Verhandlung brachte ans Licht, dass er das tote Opfer dort missbraucht hatte und später in einem Waldstück bei Lauenhain (gut zehn Kilometer entfernt) versuchte zu verbrennen.

Da das Gericht die besondere Schwere der Schuld festgestellt hatte, ist eine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen.

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