Nazi-Skandal an Chemnitzer Schule: Hitlergruß-Foto auf Homepage veröffentlicht!
Chemnitz - Unfassbar: Ein Chemnitzer Schüler (16) reckte auf einer Veranstaltung der Oberschule am Körnerplatz den rechten Arm zum verbotenen Hitlergruß. Das Foto davon luden Lehrer auf der Schul-Homepage hoch. Dort blieb es einen Monat lang öffentlich sichtbar - bis TAG24 nachfragte.
Die Oberschule, vor einem Jahr aus der Georg-Weerth-Schule hervorgegangen, betont ihren Status als "Schule gegen Rassismus". Das ging bei der jüngsten Projektwoche der Zehntklässler gründlich schief.
Das Foto mit Hitlergruß stand vier Wochen auf der Homepage der Schule, ohne dass jemand Anstoß nahm. Erst nach der TAG24-Nachfrage ging alles ganz schnell - 30 Minuten später war das Foto von der Seite verschwunden, danach der ganze Bericht.
Schulleiter Andreas Müller (58) versuchte erst gar nicht, den Vorfall herunterzuspielen: "Wir sind tief erschüttert, dass uns das durchgerutscht ist." Er sei fassungslos, dass einen Monat lang "kein Schüler, kein Lehrer und keine Eltern" das Foto angesprochen habe.
Müller: "Die Klasse wird zum Gespräch einbestellt, der Schüler von der Abschlussfeier ausgeschlossen. Nach einem Gespräch mit ihm werden wir über eine Anzeige entscheiden. Eltern und Schüler sollen den Vorfall thematisieren."
Auch das Landesamt für Schule und Bildung setzt auf Aufklärung: "Alle Beteiligten sind schockiert", erklärte Sprecher Clemens Arndt.
Eine Aufarbeitung von Politik und Medienkompetenz erwartet SPD-Stadtrat Maik Otto (45). "So ein Vorfall geht gar nicht." Susanne Schaper (45, Linke) fordert, dass Schule und Lehrer ihrer Verantwortung gerecht werden.
Klare Kante zeigen
Kommentar von Bernd Rippert
Nein, nicht schon wieder Chemnitz, werden jetzt einige denken. Leider doch: An der Oberschule am Körnerplatz kocht der nächste Nazi-Skandal hoch. Diesmal ein halbwüchsiger Schüler, der in der Schule den verbotenen Hitlergruß zeigt. Das Foto von der Aktion prangte vier Wochen lang auf der Schul-Website, ohne dass jemand Anstoß nahm.
Ein schlimmes Versehen der Schule. Keine Frage, die muss sich einige Fragen gefallen lassen. Auch zu ihrer Medienkompetenz.
Auf der anderen Seite zeigt die Schulleitung einen überraschend klaren Umgang mit dem Geschehen. Da wird nichts vertuscht oder kleingeredet. Die Schulleitung reagiert schnell, räumt ihr Versäumnis ein, entwirft in Windeseile ein Bündel an Konsequenzen und entschuldigt sich ehrlich auf der Website.
So muss das sein. Ich erkenne an der klaren Reaktion eine ebenso klare Haltung der Schule. So könnte aus einem bösen Vorfall etwas Gutes erwachsen. Politisch sensiblere Lehrer, Schüler und Eltern, sensiblerer Umgang mit Medien und ein Controlling der eigenen Arbeit.
Am Ende steht die Oberschule am Körnerplatz vielleicht als Vorbild da.
Titelfoto: Maik Börner, privat