Kinder-Kriminalität steigt dramatisch an: Chemnitzer Polizei fordert Spezial-Heim
Chemnitz - Die Chemnitzer Polizei schlägt Alarm: Immer mehr Kinder und Jugendliche werden kriminell im Chemnitzer Stadtgebiet, in Mittelsachsen und dem Erzgebirge. Das erklärte Polizeipräsident Carsten Kaempf (55) am heutigen Montag bei der Vorstellung der Statistik 2023.
Direktionsweit stieg die Zahl der Straftaten um rund zehn Prozent auf 42.900 (ohne Ausländerrecht). Während die Tatverdächtigen um 5,3 Prozent auf 17.150 zulegten, schnellte die der ermittelten Jugendlichen um 16 (auf 1736) und die der Kinder plus 32,5 Prozent auf 836 in die Höhe.
Ähnlich die Lage in Chemnitz: Tatverdächtige gesamt plus 131 auf 7416, Kinder plus 54 auf 323, Jugendliche plus 161 auf 737. Im Erzgebirge verdoppelte sich die Zahl der unter 14-jährigen Verdächtigen.
"Die Entwicklung bereitet Sorgen", sagt Carsten Kaempf. Gewalt, Raub - "einige 12-, 13-Jährige sind so kriminell, dass man pädagogisch kaum einwirken kann".
Die Polizei arbeite intensiv mit Kommunen und Justiz zusammen. Direktionsweit zählt die Kripo 30 junge Intensivtäter, davon 21 in Chemnitz.
Der Präsident geht von einem großen Dunkelfeld aus und übt scharfe Kritik: "Viele Schulen melden Straftaten nicht konsequent. Sie sorgen sich mehr um ihren Ruf als um ihre Schüler."
Polizei fordert geschlossene Jugendhilfeeinrichtung in Sachsen
Eine Dauerforderung der Polizei sei eine geschlossene Jugendhilfeeinrichtung in Sachsen. Selbst der brutale Syrer (13), der im Februar einen Arzt an der Markthalle überfallen hatte, kam nur in eine psychiatrische Einrichtung.
Katja Stolzenberg (45), Leiterin Kriminalitätsbekämpfung: "Der Bedarf ist da - sonst sind die Kinder wieder da."
Erfreulich: Das Erzgebirge ist der sicherste Landkreis im Freistaat. Sicherer geworden sei auch das Chemnitzer Zentrum dank der Operativen Einsatzgruppe (OEG).
Die Zahl der Straftaten sank im Winter im Vergleich zum Vorjahr um 45, die der Diebstähle sogar um 66 Prozent.
Titelfoto: Kristin Schmidt, Maik Börner