Corona-Schnelltests für alle? Chemnitz hat noch keinen Plan
Chemnitz - Die Bundesregierung hat jedem Bürger einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche versprochen, gültig seit Montag. In Chemnitz gilt dieses Versprechen nur in der Theorie. In der Praxis gibt es hier nicht nur zu wenige Tests, sondern auch zu wenige Teststellen. Ein städtisches Testzentrum fehlt sogar gänzlich. Betroffene werfen der Stadt Versagen vor - die sieht den Bund in der Schuld.
Oberbürgermeister Sven Schulze (49, SPD) räumte am Dienstag ein, dass die versprochene Möglichkeit, sich einmal pro Woche testen zu lassen, hier de facto noch nicht existiert: "Wenn die Hälfte aller Chemnitzer jede Woche einen Test machen wollte, wären wir im Moment noch nicht ausgestattet."
Das liegt ihm zufolge an der zu knappen Vorbereitungszeit seit der Ankündigung vom Bund.
OB Schulze verweist auf die Corona-Test-Ambulanz in der Hermann-Pöge-Straße (TAG24 berichtete).
Kostenlose Schnelltests seien dort aber erst ab nächster Woche möglich. Außerdem sollen dem Rathaus zufolge Apotheken und Zahnärzte testen.
OB Schulze: "Unser Wunsch wäre, dass wir direkt vom Bund oder Land beliefert werden oder wir in die Rahmenverträge eintreten können."
"Chemnitz hat gar nichts."
Eine der wenigen Apotheken, die bereits kostenlose Schnelltests anbieten, ist die Lessing-Apotheke auf dem Sonnenberg. Inhaberin Manon Knaak (46) ist verärgert:
"Die Stadt ruht sich auf den Ärzten und Apotheken aus. Aber die Ärzte werden nicht neben dem normalen Betrieb auch noch testen", sagt sie.
Die Test-Ambulanz schaffe kaum Abhilfe, sie ist unter der Woche nur von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Betrieben wird sie zudem nicht von der Stadt, sondern von der Kassenärztlichen Vereinigung.
Das Fazit von Apothekerin Knaak ist vernichtend: "Chemnitz hat nicht mal ein eigenes Testzentrum. Chemnitz hat gar nichts."
Titelfoto: Maik Börner, Sven Gleisberg