Wirbel um (zu) frühe Impfung: Hat sich die Chemnitzer Behindertenschule vorgedrängelt?
Chemnitz - Aufregung in Chemnitz: Lehrer und Schüler der Behindertenschule TerraNova-Campus wurden bereits im Februar gegen Corona geimpft. Impf-Vordrängler oder kluge Entscheidung?
Am 8. Februar rückte das mobile Impfteam des ASB in der Heinrich-Schütz-Straße an.
In der Turnhalle bekamen 60 Lehrer, Erzieher und Therapeuten sowie 77 Schüler ab 16 ihren Corona-Schutz von BionTech. Die zweite Impfung war am 1. März.
Die Aktion hatte Schulleiterin Annett Goerlitz (56) beim DRK Sachsen eingefädelt: "Wir sind auch eine Pflegeeinrichtung für Schwer- und Mehrfachbehinderte. Diese Impfung war richtig."
Dem stimmt Schulelternrats-Vorsitzender Matthias Moser (53) zu: "Wir hatten bei jedem Corona-Test positive Lehrer und Kinder. Der Zustand war unzumutbar."
SPD: "War das Vordrängeln oder clevere Auslegung der Reihenfolge?"
Eine Sprecherin von Sozialministerin Petra Köpping (62, SPD) sagte eine Prüfung des Falls zu. "In der Regel können Menschen in Pflegeeinrichtungen geimpft werden."
DRK-Sprecher Kai Kranich (39): "Es gab die Anfrage der Schule. Dann haben wir geimpft."
Stadtrat Maik Otto (43, SPD) findet die Aktion "menschlich nachvollziehbar", weiß aber nicht: "War das Vordrängeln oder clevere Auslegung der Reihenfolge?"
Hans-Joachim Siegel (77, Linke) stellt sich hinter die Schule: "Mich ärgert, dass Behinderte in der ersten Prioritätenliste vergessen wurden."
Nico Köhler (45, AfD) hingegen sieht ein Versagen des Staates: "Menschen über 60 mit Vorerkrankungen werden abgelehnt. Risikogruppen stehen hintenan."
Titelfoto: Maik Börner/Sven Gleisberg