Deutschlandticket nur digital: Verkaufsstart sorgt bei Chemnitzer Senioren für Frust
Chemnitz - Senioren ohne Handy können in Chemnitz kein 49-Euro-Ticket kaufen.
Zum Verkaufsstart des Deutschlandtickets erlebten am Montag viele Senioren eine böse Überraschung: Den günstigen 49-Euro-Fahrschein soll es ausschließlich digital geben.
Heinz Köhler (81) wollte sein Seniorenticket der CVAG, für das er monatlich 62 Euro zahlt, gegen das Deutschlandticket tauschen: "Ein Mitarbeiter des Mobilitätszentrums erklärte mir, dass ich dafür ein Smartphone brauche, was ich aber nicht besitze."
Aufs Auto umzusteigen ist für den Chemnitzer keine Lösung: "Ich habe nur noch ein Auge und bin auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Warum wird nicht einfach weniger vom Konto abgebucht? Das ging doch beim 9-Euro-Ticket auch."
CVAG-Sprecherin Juliane Kirste (38) kennt das Problem: "Wir haben aktuell viele Anfragen zu dem Thema. Eine Lösung wie beim 9-Euro-Ticket ist nicht möglich, weil der Gesetzgeber ausdrücklich festgelegt hat, dass das Deutschlandticket nicht in Papierform angeboten werden darf."
Chipkarten gibt es unter anderem aus Dresden
Als Alternative zum Ticket auf dem Handy kommt nur eine Chipkarte infrage, die es aber längst nicht überall in Deutschland gibt - auch nicht im Tarifgebiet des Verkehrsverbundes Mittelsachsen.
"Aus diesem Grund müssen wir unseren Kunden raten, sich eine solche Chipkarte bei anderen Verkehrsunternehmen zu besorgen", sagt VMS-Sprecher Falk Esther (54).
Chemnitzer Senioren könnten sich beispielsweise telefonisch an die Dresdner Verkehrsbetriebe wenden und die Zusendung einer Chipkarte beantragen.
Für den Vorsitzenden des Sozialverbandes VdK Sachsen, Horst Wehner (70), kommt das Verfahren einer Diskriminierung gleich: "Für viele Menschen birgt das Deutschlandticket unüberbrückbare Hürden. Vor allem ältere Menschen werden davon betroffen sein."
Titelfoto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber, Maik Börner