Chemnitzer Forscher erfinden Textilien aus Stein und Glas

Chemnitz - Menschen lieben schöne Kleidung. Sie sind aus Textilien - doch Textilien können so viel mehr als nur Kleidung. Dafür sorgt das Sächsische Textilforschungsinstitut (STFI) in Chemnitz. Und hier ganz speziell die Prüfabteilung. 28 Mitarbeiter und teure Maschinen testen neue Stoffe auf Herz und Nieren. Vor allem solche aus "seltsamen" Grundstoffen.

Am Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz entsteht ein neues Nachhaltigkeitszentrum. Es bündelt nachhaltige Ideen aller Abteilungen.
Am Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz entsteht ein neues Nachhaltigkeitszentrum. Es bündelt nachhaltige Ideen aller Abteilungen.  © Ralph Kunz

Textilien aus Stein? Gibt es! Fäden aus Basalt werden auch in Chemnitz weiterentwickelt, verstärken heute Tunnelröhren oder die Isolierung in Öfen. Am STFI wird Carbon geprüft, ein Wunderstoff aus Kunststoffen und Harzen, der aber immer noch aus Erdöl besteht.

"Darum forscht eine andere Abteilung am Institut an neuen Grundstoffen wie Eukalyptusbäumen", erklärt Prüfstellenchef Marian Hierhammer (55).

Noch besser als Basalt und billiger als Carbon ist Textilglas. Schon in der DDR als "Hobbyplast"-Spachtelmasse bekannt, steckt es heute in Windrädern.

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"Textilien sind unverzichtbar und überall", sagt Hierhammer. "Ein Stand-up-Paddel, das sich nicht biegt, nicht bricht und trotzdem stabil auf dem Wasser schwimmt, das kann nur Textil", weiß der Fachmann.

Ein wichtiges Thema in Chemnitz ist die Qualitätsprüfung von Kleidung. Schadstoffe, Luftdurchlass, Waschbeständigkeit, Farb- und Lichtechtheit, Festigkeit der Stoffe und Nähte - wir prüfen Neuentwicklungen und aktuelle Sortimente kleiner wie großer Textilhersteller", sagt Marian Hierhammer stolz.

Pro Jahr durchlaufen rund 3000 Prüfaufträge das Institut, das sind zigtausende Materialien. "Wir arbeiten an der Sicherheit von heute und an den Textilien der Zukunft", meint der Chefprüfer.

Heike Illing-Günther (52) wird neue Geschäftsführerin des Textilforschungsinstituts.
Heike Illing-Günther (52) wird neue Geschäftsführerin des Textilforschungsinstituts.  © Ralph Kunz
Marian Hierhammer (55) bei einem Spanngurttest: 25 Tonnen Belastung kann die Maschine erzeugen.
Marian Hierhammer (55) bei einem Spanngurttest: 25 Tonnen Belastung kann die Maschine erzeugen.  © Ralph Kunz

Chemnitzer Forscher suchen die Zukunft der Textilien

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Dieser künstliche Kopf testet den Komfort von Corona-Masken. Fällt das Atmen leicht?  © Ralph Kunz

Das Sächsische Textilforschungsinstitut (STFI) mit 160 Mitarbeitern an der Zöblitzer Straße wurde erst nach der Wende gegründet, kann aber auf eine lange Tradition zurückblicken. Am selben Standort betrieb die DDR ab 1952 ihr Forschungsinstitut für Textiltechnik.

27 Textilunternehmen gründeten den Verein 1992, heute sind rund 70 Firmen Mitglied. Das STFI widmet sich den Themen Leichtbau, Vliesstoffe und Recycling, Technische Textilien sowie Veredlung und Ökologie. Im Bau ist ein neues Nachhaltigkeitszentrum. Ferner geht es um Textilprüfung und Zertifizierung.

"Durch unsere Forschung an Vliesstoffen ist das STFI einzigartig in Deutschland", sagt die künftige Geschäftsführerin Heike Illing-Günther (52) stolz.

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Ihr Stellvertreter Hendrik Beier (54) fügt hinzu: "Wir finden neue Stoffe für neue Anwendungen wie zum Beispiel bei FFP2-Masken und geben den Unternehmen Forschung wie Entwicklung."

Titelfoto: Ralph Kunz

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