Chemnitzer Elektriker rettet historische Promi-Gräber vor dem Verfall

Chemnitz - Verwildert oder zerstört - auf dem Städtischen Friedhof sind Gräber von bedeutenden Persönlichkeiten aus der Chemnitzer Geschichte teilweise in desolatem Zustand. Elektriker Mike Hähle (49) will diese historischen Ruhestätten vor dem Abriss bewahren und bringt sie deshalb in Eigenregie wieder auf Vordermann.

Mike Hähle (49) zeigt, dass das Grab der Familie August Hermann Riemann vor rund vier Jahren noch völlig verwuchert war.
Mike Hähle (49) zeigt, dass das Grab der Familie August Hermann Riemann vor rund vier Jahren noch völlig verwuchert war.  © Uwe Meinhold

"Es fehlt in unserer Stadt der Stolz auf die Leute, die Chemnitz groß gemacht haben", erklärt Mike Hähle seine Motivation.

Zusammen mit seiner Mutter Regina (69) übernahm er in Absprache mit dem Friedhofsamt unter anderem die Patenschaft für das Grab der Familie August Herrmann Riemann (†1913).

Deren in Chemnitz gegründete Firma wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa zum führenden Hersteller von Fahrrad- und Autolampen.

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2017 begannen die Hobby-Historiker, zusammen mit Freunden Tannenzapfen, Efeu und Farne, Laub, Äste und Baumwurzeln von der damals völlig verwucherten Gedenkstätte zu entfernen.

Sie legten alte Grabsteine frei, brachten dort fehlende Buchstaben wieder an und pflanzten frische Blumen.

Mike Hähle entfernt mit einem Rechen den Unrat vom Grab einer erfolgreichen Chemnitzer Kaufmannsfamilie.
Mike Hähle entfernt mit einem Rechen den Unrat vom Grab einer erfolgreichen Chemnitzer Kaufmannsfamilie.  © Uwe Meinhold
Aller drei bis vier Wochen pflegt der Elektriker die Gräber.
Aller drei bis vier Wochen pflegt der Elektriker die Gräber.  © Uwe Meinhold
Auf dieser Postkarte ist das Logo der Fahrzeuglampenfabrik Riemann zu sehen. Die Unternehmerfamilie ist auf dem Städtischen Friedhof begraben.
Auf dieser Postkarte ist das Logo der Fahrzeuglampenfabrik Riemann zu sehen. Die Unternehmerfamilie ist auf dem Städtischen Friedhof begraben.  © imago images/Arkivi
Viele historische Grabstätten auf dem Städtischen Friedhof sind verwildert.
Viele historische Grabstätten auf dem Städtischen Friedhof sind verwildert.  © Uwe Meinhold

Unkraut jäten für historisches Familiengrab

Mike Hähle übernahm eine Patenschaft für das Grab der Familie von Richard Seeber († 1928), der Bruder eines einflussreichen Chemnitzer Fotografen.
Mike Hähle übernahm eine Patenschaft für das Grab der Familie von Richard Seeber († 1928), der Bruder eines einflussreichen Chemnitzer Fotografen.  © Uwe Meinhold

In einem weiteren Grab, welches das Team um Mike Hähle pflegt, liegt die Familie des ehemaligen Goldschmieds Richard Seeber (†1928) - der Bruder des Fotografie-Pioniers Clemens Seeber (†1905), nach dem auch der Chemnitzer Seeberplatz benannt ist.

"Wir haben dort in mühsamer Kleinarbeit den Zaun um das Grab entrostet und neuen Klarlack aufgetragen", so Mike Hähle. Regelmäßig entfernt der Elektriker zudem das Unkraut von dem Familiengrab einer erfolgreichen Chemnitzer Kaufmannsfamilie namens Hertel.

Als ein weiteres Projekt steht der Wiederaufbau der Grabstätte von Bernhard Dietzel (†1910) an.

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Dieser besaß in der Stadt eine Ziegelei, die zum Beispiel die Steine für den Bau des Humboldt-Gymnasiums und der Markuskirche auf dem Sonnenberg lieferte.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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