Chemnitzer Elektriker rettet historische Promi-Gräber vor dem Verfall
Chemnitz - Verwildert oder zerstört - auf dem Städtischen Friedhof sind Gräber von bedeutenden Persönlichkeiten aus der Chemnitzer Geschichte teilweise in desolatem Zustand. Elektriker Mike Hähle (49) will diese historischen Ruhestätten vor dem Abriss bewahren und bringt sie deshalb in Eigenregie wieder auf Vordermann.
"Es fehlt in unserer Stadt der Stolz auf die Leute, die Chemnitz groß gemacht haben", erklärt Mike Hähle seine Motivation.
Zusammen mit seiner Mutter Regina (69) übernahm er in Absprache mit dem Friedhofsamt unter anderem die Patenschaft für das Grab der Familie August Herrmann Riemann (†1913).
Deren in Chemnitz gegründete Firma wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa zum führenden Hersteller von Fahrrad- und Autolampen.
2017 begannen die Hobby-Historiker, zusammen mit Freunden Tannenzapfen, Efeu und Farne, Laub, Äste und Baumwurzeln von der damals völlig verwucherten Gedenkstätte zu entfernen.
Sie legten alte Grabsteine frei, brachten dort fehlende Buchstaben wieder an und pflanzten frische Blumen.
Unkraut jäten für historisches Familiengrab
In einem weiteren Grab, welches das Team um Mike Hähle pflegt, liegt die Familie des ehemaligen Goldschmieds Richard Seeber (†1928) - der Bruder des Fotografie-Pioniers Clemens Seeber (†1905), nach dem auch der Chemnitzer Seeberplatz benannt ist.
"Wir haben dort in mühsamer Kleinarbeit den Zaun um das Grab entrostet und neuen Klarlack aufgetragen", so Mike Hähle. Regelmäßig entfernt der Elektriker zudem das Unkraut von dem Familiengrab einer erfolgreichen Chemnitzer Kaufmannsfamilie namens Hertel.
Als ein weiteres Projekt steht der Wiederaufbau der Grabstätte von Bernhard Dietzel (†1910) an.
Dieser besaß in der Stadt eine Ziegelei, die zum Beispiel die Steine für den Bau des Humboldt-Gymnasiums und der Markuskirche auf dem Sonnenberg lieferte.
Titelfoto: Uwe Meinhold