Zwei Monate Kulturhauptstadt: Kneipen, Hotels und Gästeführer ziehen erste Bilanz
Chemnitz - Seit über zwei Monaten ist Chemnitz offiziell Kulturhauptstadt Europas – und der Effekt ist bereits deutlich zu spüren.

In der Hartmannfabrik, dem Besucherzentrum für Chemnitz 2025, steigen die Anfragen stetig. "Wir haben im Schnitt 300 Besucher pro Tag", berichtet KuHa-Sprecherin Mareike Holfeld (50).
Ab April werden auch die Öffnungszeiten erweitert – samstags länger, sonntags neu.
Auch die Chemnitzer Gastronomen ziehen ein durchweg positives Fazit. "Wir haben einen Effekt gemerkt. Die Umsatzzahlen in unseren Lokalen sind im Vergleich zu 2024 gestiegen", so Gastronom André Gruhle. Zudem habe man bemerkt, dass auch viele Touristen von außerhalb Gaststätten besuchten.
Ein ähnliches Bild zeichnet Turmbrauhaus-Chef André Donath (59): "Es sieht bei uns deutlich besser aus als im letzten Jahr. Die Kulturhauptstadt macht sich bemerkbar."


Anzahl der Übernachtungen steigen im Vergleich zu 2024

Dass der Zustrom an Besuchern nicht nur gefühlt zunimmt, bestätigt auch Brazil-Chef Gernot Roßner (53): "Es ist deutlich spürbar, dass viele Touristen Chemnitz als Ziel haben."
Der Tenor bei den drei Gastronomen: Für die kommenden Monate liegen bereits zahlreiche Reservierungen vor, besonders von größeren Gruppen gibt es zunehmend Anfragen.
"Mit dem Monat März 2025 spüren wir den Aufwind durch die Kulturhauptstadt. In der Jahresplanung sehen wir jetzt ca. 20 Prozent mehr Belegung als üblich", so Hotelier Tino Eckhold vom Biendo Hotel.
Demnach wird die Anzahl die Übernachtungen um rund fünf Prozent im März steigen im Vergleich zu 2024.
Vor allem die kommenden Großveranstaltungen wie Kosmos oder der Sparkassen-Marathon sind schon gut gebucht. Auch die Anfragen für das pentagon3 für Veranstaltungen nehmen zu.
Von 0 auf 100

Ramona Wagner (67) vom Verein der Gästeführer zieht ein positives Fazit: "Für uns als Gästeführer ist es von 0 auf 100 gegangen. Wir werden regelrecht überrannt. Wir hätten uns gar nicht vorstellen können, dass so viel kommt. Ich habe in meinem Kalender in diesem Jahr nichts mehr frei."
Wie sieht's bei den Museen und am Theater aus? "In allen Häusern der Kunstsammlungen Chemnitz ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg an Besuchszahlen zu verzeichnen", teilten die Kunstsammlungen mit.
Auch vom smac gibt's positive Nachrichten: "Seit Beginn des Jahres haben wir 50 Prozent mehr Besucher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres" so Museums-Chefin Sabine Wolfram (65).
Demnach seien auch wesentlich mehr Besucher von außerhalb und aus dem Ausland im Museum gewesen. Auch beim Theater wird eine positive Entwicklung bei den Besucherzahlen festgestellt.

Ein Hauch von weiter Welt
Kommentar von Sebastian Gogol

Ja, sie gibt es wirklich in Chemnitz. Mit Rucksäcken, Städteführern und Smartphones in der Hand – Touristen. In den vergangenen Jahren waren sie in Chemnitz eher eine seltene Erscheinung. Doch seit dem 18. Januar häuft sich ihr Besuch in der City. Wer hätte das gedacht?!
Am vergangenen Wochenende war die Stadt förmlich überfüllt. Die Schänken, Cafés und Kneipen quollen über. Die Kulturhauptstadt wirkt – und endlich belebt sie die Stadt.
Auch ich musste zweimal hinsehen, als ich die belebte Innenstadt erblickte und mich selbst fragen, ob ich im richtigen Film bin. Der "KuHa-Effekt" ist da! Gastronomen, Gästeführer, Museen und Hotels melden einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen.
Und dabei hat die große Sause ja noch gar nicht richtig begonnen – im April geht's erst richtig los. Wo früher metaphorisch Heuballen durch die leere City rollten, flanieren heute Touristen durch die Straßen – und das nicht nur aus dem Umland, sondern auch aus dem Ausland.
Chapeau! Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend auch nach 2025 anhält. Zumindest fühlt es sich momentan ein wenig wie weite Welt an.
Titelfoto: Bildmontage: Raph Kunz, Uwe Meinhold, Kristin Schmidt