Debatte zu Chemnitz 2025: "Chemnitz ist nicht die Kulturhauptstadt"
Lichtenstein - Spannende Debatte um die Kulturhauptstadt 2025 in Chemnitz und Umgebung: Redakteur Bernd Rippert (63) sprach am Rande des Lichtensteiner Kunstfestivals "Begehungen" mit Stefan Schmidtke (55), Geschäftsführer der Chemnitz 2025 GmbH, Regionalmanagerin Romy Brock und Lars Neuenfeld (51), Macher des Kunstfestivals "Begehungen".
Romy Brock und Stefan Schmidtke stellten gleich mal klar: "Chemnitz ist nicht die Kulturhauptstadt, sondern gemeinsam mit 38 Kommunen in der Umgebung."
Fehler in der Vorbereitung seien möglich, "wir machen das alle zum ersten Mal".
31 Kunstwerke seien beim "Purple Path" in der Region geplant. Somit sei der Pfad das mit Abstand größte Projekt der Kulturhauptstadt, so Stefan Schmidtke. "Und es wird der größte Kunst- und Skulpturenpark Europas."
Der Geschäftsführer nannte Kunst "den Motor für einen wirtschaftlichen und politischen Prozess". Der Funke zwischen GmbH und Bürgern sowie Akteuren sei längst übergesprungen. Auf die Frage, ob sich nicht viele von der Kulturhauptstadt abwendeten, antwortete Schmidtke voller Elan: "Im Gegenteil! Ich kann meine Türen kaum schließen, weil das Interesse derer, die sich beteiligen wollen, so groß ist. Da melden sich sogar Kartenabreißer."
Viel wolle er noch nicht verraten zum Programm, "damit wir die Begeisterung ins Jahr 2025 tragen können".
Schon jetzt begeistert war Lars Neuenfeld vom zweiten Auftritt der "Begehungen" in der Region: "Wir haben Spaß und machen Kunst. Die 'Begehungen' begeistern ebenfalls Menschen für die Kulturhauptstadt."
Positiv gespannt
Kommentar von Bernd Rippert
Die Zahlen schwirren nur so durch den Raum. Eine Kulturhauptstadt mit 29 Interventionsflächen und 38 Partnern in der Region. Dort entstehen 31 oder mehr Kunstwerke. Im Bidbook stehen 72 Projekte.
Tolle Zahlen, aber wird daraus am Ende ein großes Gemeinschaftswerk, eine Kulturhauptstadt-Region mit Strahlkraft für viele Jahre?
Zweifel sind angebracht. Wer die nationale Presse liest, sieht überwiegend Rückblicke auf Nazi-Krawalle. Das Jahr 2018 wirkt derzeit offenbar spannender als 2025. Dazu gibt es viele Menschen in Chemnitz, gerade in der Kulturszene, die sich nicht mitgenommen fühlen.
Doch das könnte sich ändern. Mit Engelszungen betonen die Macher der Kulturhauptstadt, dass sie an einem großartigen Programm feilen. Ein Programm, das sie jetzt noch nicht verraten wollen, um die Spannung bis 2025 zu halten. Dass etwas passiert, zeigen die nunmehr sieben Kunstwerke auf dem "Purple Path". 24 sollen 2024 folgen - alle zwei, drei Wochen eines.
Die Schlagzahl wird erhöht. Regionalmanagerin Romy Brock hat zu dem Prozess einen guten Satz gesagt: "Man kommt zusammen, wenn man zusammen was tut." Nun, ich bin positiv gespannt.
Titelfoto: Kristin Schmidt