OB Sven Schulze auf den Zahn gefühlt: Kann das Projekt Kulturhauptstadt 2025 noch scheitern?
Chemnitz - Das Kulturhauptstadt-Jahr in Chemnitz rückt näher, doch bis jetzt sind viele Projekte noch ein Gedankenkonstrukt. Etliche Fragen drehen sich noch rund um 2025.
Grünen und Linke im Stadtrat fühlten Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) nun auf den Zahn. Die gute Nachricht vorab: "Die Antworten auf die Fragen stimmen mich zuversichtlich", zieht Grünen-Stadtrat Volkmar Zschocke (53) sein Fazit.
Ist das "Bid-Book" bindend?
Das Bewerbungsbuch "Bid-Book" ist eine gebundene Ausgabe - aber ist sein Inhalt auch bindend? Ja: Die Projekte sind zu 80 Prozent umzusetzen. Jedoch sagt OB Schulze: "Der EU-Kommission ist die Praxis der Kulturarbeit nicht fremd." Kämen Einzelprojekte nicht oder erst nach 2025 zustande, sei das nicht schlimm. Bei anderen Vorhaben, den Leuchtturm-Projekten, hingegen schon.
Was sind die Pflicht-Projekte?
Zunächst der Garagencampus: Hier sollen Bürger 3000 Garagen für etwa Geheim-Bars, Galerien und Gaming-Festivals zur Verfügung stellen. Darüber hinaus "We Parapom", bei dem 2000 Apfelbaumpaare gepflanzt werden, sowie der "Purple Path", ein Kulturpfad durch Chemnitz und das Umland. Zu guter Letzt "Makers Business & Art": Bei diesem Projekt sollen mehrere Orte des Austauschs für Macher aus Kunst und Wirtschaft geschaffen werden. Markantestes Beispiel: der Kreativhof auf dem Sonnenberg.
Und wenn diese scheitern?
Eine mögliche Konsequenz wäre laut Sven Schulze die "Nicht-Zuerkennung" des nach dem abschließenden Monitoring (Mitte 2023) in Aussicht gestellten Melina-Mercouri-Preises in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Pikant: Das Geld ist bereits in der Budgetplanung für Kulturhauptstadt-Projekte vorgesehen.
Was will die Stadtverwaltung gegen Rechtsextremisten tun?
Wer macht was?
Bei der Umsetzung der Projekte, die auf sogenannten Interventionsflächen entstehen, greifen viele Zahnräder ineinander. So erklärt Schulze, dass das Baudezernat für die baulichen Maßnahmen auf den städtischen Grundstücken verantwortlich ist. Die Kulturhauptstadt-GmbH wiederum kümmert sich um Gestaltung und Programm auf allen Flächen. Und die Stabsstelle Kulturhauptstadt im Rathaus ist Schnittstelle für Kommunikation und Vernetzung.
Was tun gegen Rechtsextremisten?
Im Stadtrat ist von Kräften hinter den Ausschreitungen 2018 bereits gedroht worden, man wolle 2025 wieder für internationale Bilder sorgen. Doch was dagegen tun?
"Die Stadtverwaltung kann die Aufgabe, sich der von rechtsextremistischen Parteien behaupteten Vereinnahmung entgegenzustellen, nicht allein bewältigen. Dafür braucht es eine gemeinsame Strategie von Verwaltung, Zivilgesellschaft und Politik, die sich zur demokratischen Grundordnung bekennen", erklärt der Oberbürgermeister.
Titelfoto: Kristin Schmidt