Mangelnde Kommunikation: Beim Kulturhauptstadt-Jahr steckt der Teufel (noch) im Detail

Chemnitz - Am 18. Januar startet die große Feier in der City: Das Jahr der "Kulturhauptstadt Europas 2025" (KuHa) wird offiziell eingeläutet. Mehr als zwei Millionen Besucher werden erwartet. Jedoch äußern Chemnitzer Unternehmen aus den Bereichen Sicherheit, Beherbergung und Taxi Kritik an den bisherigen Planungen und der Informationslage.

Jana Gerstmann-Path (52) und Ehemann Birger Path (62) betreiben eine Ferienwohnung samt Eisdiele in Gablenz.  © Uwe Meinhold

Ilona Kanemeier (61) von der Sicherheitsfirma "Complete Protection" sieht Herausforderungen auf ihre Branche zukommen.

"Im nächsten Jahr wird es wohl einen erheblichen Bedarf an Sicherheitskräften für rund 1000 Veranstaltungen geben", erklärt sie. Doch derzeit fehle eine Übersicht, um den tatsächlichen Bedarf einschätzen zu können.

"Es gibt keine zentrale Plattform, auf der Veranstalter ihren Bedarf anmelden können", bemängelt Kanemeier. Hinzukomme, dass zusätzlicher Personalbedarf auch eine rechtzeitige Ausbildung erfordere, doch ohne genauere Informationen sei es schwierig, frühzeitig zu planen.

Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt Chemnitzer Gästeführer: Zusammenarbeit mit der Stadt ausbaufähig

Jana Gerstman-Path (52) und Ehemann Birger Path (62) betreiben in Gablenz die Ferienwohnung "Zur Buxbaude". "Ein einheitlicher Prospekt, das alle Übernachtungsmöglichkeiten in Chemnitz auflistet, wäre sehr hilfreich", betont das Ehepaar.

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Ilona Kanemeier (61), Geschäftsführerin der Sicherheitsfirma "Complete Protection".  © Uwe Meinhold
Jana Gerstmann-Path von der Ferienwohnung "Zur Buxbaude" bereitet ein Schlafzimmer vor.  © Uwe Meinhold

"Ein besserer Informationsfluss wäre dringend notwendig."

Robert Groß (52) ist Taxiunternehmer aus Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Jedoch schiebt die zuständige Chemnitzer Tourismus und Marketing Gesellschaft (CTM) dem einen Riegel vor. "Ein zentrales Verzeichnis aller Chemnitzer Übernachtungsangebote ist von unserer Seite nicht geplant", so eine CTM-Sprecherin.

Robert Groß (52), Inhaber eines Taxiunternehmens mit 15 Fahrzeugen und 14 Angestellten, kritisiert ebenfalls die Informationspolitik. "Ob ich 2025 zusätzliches Personal einstellen muss, weiß ich aktuell nicht", erklärt Groß.

Insbesondere mit Blick auf die Eröffnungsfeier im Januar wünscht er sich mehr Austausch zwischen den Entscheidungsträgern und den betroffenen Dienstleistern: "Ein besserer Informationsfluss wäre dringend notwendig."

Die Uhr tickt!

Kommentar von Sebastian Gogol

Die drei Firmen sind kein Einzelfall. Bei einer Tagung der Bundesagentur für Arbeit in Zusammenarbeit mit Stadt und IHK wurden die anwesenden Betriebe befragt, welche Bedürfnisse sie für 2025 sehen. Die Antwort war eindeutig: Informationen.

Die teilnehmenden Firmen aus Gastronomie, Hotellerie, Sicherheits- und Taxiunternehmen betonten, dass sie für einen reibungslosen Ablauf und die Zufriedenheit der Gäste sorgen möchten. Doch ohne ausreichende Informationen stehen sie vor erheblichen Herausforderungen.

Das Kernproblem scheint ein Kommunikationsdefizit zwischen den Verantwortlichen der Stadt, der KuHa und den Dienstleistern zu sein. Zwar werden organisatorische Dinge in den Gremien besprochen und geplant, doch kommt am Ende der Kette davon offensichtlich nichts an.

Die Leidtragenden sind letztlich auch die Gäste: kein verfügbares Taxi, fehlende Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten oder unzureichend besetzte Sicherheitsdienste bei Veranstaltungen.

Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf. In weniger als zwei Monaten steht die große Eröffnungsfeier an, und die Informationslage bleibt weiterhin mau. Die Uhr tickt. Die Verantwortungsträger sind gefragt, um ein drohendes Chaos zu verhindern.

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