Kulturhauptstadt: Kein Platz für Macher aus Chemnitz?
Chemnitz - Groß war der Jubel, als Chemnitz vor zwei Jahren das Rennen um die Kulturhauptstadt gewann.
Das Bewerbungsbuch (Bid Book) legt Wert auf regionale Macher, internationale Künstler, überregionale Vernetzung. Doch wie viel authentische Kunst und Kultur aus Chemnitz werden die Gäste 2025 tatsächlich sehen und erleben?
Der Chemnitzer Künstlerbund, dem 122 bildende Künstler aus der Stadt und der Region angehören, reichte 24 Projekte als Vorschläge für die Ausgestaltung der Kulturhauptstadt ein. So sollten zum Thema "Stadt am Fluss" Skulpturen, Objekte und Installationen in einer Flussgalerie an, in und über der Chemnitz gezeigt werden.
Eine andere Idee: Von Künstlern gestaltete Magnete sollten an "anziehenden" Orten der Stadt verteilt werden, damit Chemnitzer und Gäste die "Kunststücke" finden, sie als Kultur-Souvenir behalten und die sehenswerten Fundorte über soziale Plattformen bekannter machen.
"Auf keine einzige Idee gab es bisher eine Resonanz. Es kommt einfach nichts zurück, nicht mal eine Ablehnung", sagt Grafikerin Peggy Albrecht, die Vorsitzende des Berufsverbandes. "Bei vielen ist aus der anfänglichen Freude und dem Elan ein tief verwurzelter Frust geworden."
"Schlingel"-Festivaldirektor: "Trotz vielfältiger Bemühungen ist es uns bisher nicht gelungen, einen Zugang zur Kulturhauptstadt GmbH zu finden"
Auch das international renommierte Kinderfilmfestival "Schlingel" spielt im Chemnitzer Kulturhauptstadt-Programm bisher keine Rolle - dafür 2026 im finnischen Oulu.
"Trotz vielfältiger Bemühungen ist es uns bisher nicht gelungen, einen Zugang zur Kulturhauptstadt GmbH zu finden", bedauert Festival-Chef Michael Harbauer (53). "Im Bid Book fehlt die Jugend."
Sein Plan war es, 2000 Jugendliche aus 25 Ländern zu Chemnitzer Gastfamilien einzuladen, damit sie eine Woche lang mit gezückter (Handy-)Kamera die Stadt erleben und filmisch dokumentieren.
Selbst Chemnitzer Projekte, die im Bid Book verankert sind, stehen noch auf wackeligen Füßen - wie die Idee, das in Chemnitz erfundene Bandoneon hier wieder populär zu machen.
"Wenn Kinder das Instrument bis 2025 erlernen sollen, müssen wir jetzt mit dem Unterricht beginnen und dafür die Instrumente beschaffen", mahnt Franz Wagner-Streuber (62), Vorsitzender der federführenden Sächsischen Mozart-Gesellschaft.
Gegenwärtig haben acht Schüler Bandoneon-Unterricht, 25 sollen es werden.
Titelfoto: Ralph Kunz, Uwe Meinhold