Braucht Chemnitz Gratis-WLAN in der City?
Chemnitz - Chemnitz ist 2025 europäische Kulturhauptstadt und eine Stadt der Moderne? Das 5G-Netz ist weitestgehend ausgebaut. Schlecht wird es dann, wenn 5G an der Ladentür aufhört und es kein kostenloses WLAN gibt.
Vor acht Jahren hatte sich der Stadtrat fast einstimmig positioniert: Das Rathaus sollte prüfen, wie man der "Chemnitzer Freifunk-Initiative" bei der fachgerechten Installation von Hotspots unter die Arme greifen kann.
Die Freifunkler bauen seit Jahren ohne kommerzielle Ziele ein offenes und anonymes WLAN auf. Sprecher Steffen Förster erklärt: "Der Ausbau geht so schnell voran, wie es die Freizeit der Ehrenamtlichen und die zur Verfügung stehenden Mittel zulassen."
"Chemnitz erwartet im Kulturhauptstadtjahr viele internationalen Gäste, und die erwarten auch ein kostenloses WLAN-Angebot", sagt der Chemnitzer Unternehmer Lars Fassmann (46).
Er fordert Gastronomen und Hauseigentümer auf, das Gratis-WLAN zu unterstützen. Aber klären müsse das die Stadt: "Man braucht nur jemanden, der sich drei bis vier Monate mit dem Thema beschäftigt, alles dazu klärt und 2000 bis 3000 Euro investiert", so Fassmann.
Flächendeckendes Angebot scheint aktuell kein Thema zu sein
2016 gab es bereits ein Pilotprojekt von Eins Energie und der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft CWE. Gemeinsam versorgten sie bis 2022 die Innere Klosterstraße mit kostenlosem WLAN.
"Mangels Nachfrage der Nutzer wurde diese Installation vor einem Jahr abgeschaltet", erklärt Stadtsprecher Matthias Nowak (54). Die Innenstadt sei mit einem 5G-Netz abgedeckt.
"Dank der europäischen Roaming-Bedingungen können nicht nur alle Besucher aus EU-Ländern, sondern zum Beispiel auch Schweizer Gäste hier ohne Mehrkosten schnell surfen."
Auf Nachfrage bei der Kulturhauptstadt GmbH, ob an den einzelnen Stationen freies WLAN nutzbar sein wird, hieß es von Sprecherin Mareike Holfeld (49): "Definitiv im Welcome-Center." Ein flächendeckendes Angebot in der City scheint aktuell kein Thema zu sein.
Das sagt der Stadtrat dazu
Der Stadtratsbeschluss zum WLAN-Ausbau 2016 ging auf einen gemeinsamen Vorstoß von Grünen, SPD und Linken zurück.
So haben die Fraktionen das Projekt seit 2016 weiter verfolgt: Volkmar Zschocke (54, Grüne) erklärte, dass man in allen Grünen-Büros Freifunkrouter bereitstelle. "Diese decken das Umfeld der Büros mit ab."
Weil die LTE-Abdeckung inzwischen so gut sei, "ist flächendeckendes WLAN nicht mehr zeitgemäß und wird immer weniger nachgefragt". Für Susanne Schaper (46, Linke) ist das Thema "immer noch sehr wichtig". Ihre Fraktion wolle den WLAN-Ausbau auf jeden Fall weiterverfolgen - gerade auch in Hinblick auf die Kulturhauptstadt 2025.
"Wer für Touristen und auch seine eigenen Bürger attraktiv sein will, muss kostenfreien Zugang zum Internet anbieten." Der Freifunk-Verein könne sicher eine Unterstützung sein. "Die Stadt muss aber auch selbst tätig werden und dies nicht einem einzelnen ehrenamtlichen Verein aufbürden."
Die SPD äußerte sich auf TAG24-Anfrage bis zum gestrigen Freitag nicht.
Titelfoto: Uwe Meinhold