Von wegen Energiewende leicht gemacht: Chemnitzer finden keine Handwerker für Solaranlagen

Chemnitz - Balkonkraftwerke, Bürger- und Mieterstrom – bei einer Sitzung im Technischen Rathaus in Chemnitz warben Grüne für die Energiewende. Zwei Bürger waren ohne Strom geladen. Sie hätten gerne Photovoltaikplatten auf dem Dach, finden aber keine Handwerker.

Aktuell sind in Deutschland kaum Solarplatten fürs Dach lieferbar.
Aktuell sind in Deutschland kaum Solarplatten fürs Dach lieferbar.  © IMAGO/Rolf Poss

Bernd Maschke (81) beschwerte sich, dass seit Januar kein Handwerker bereit sei, Solarplatten auf sein Haus in Erfenschlag zu bauen.

Auch Armin Trobisch (81) aus Rabenstein hört von allen Handwerkern: "Kein Personal, kein Material, keine Zeit." Dabei ist der Senior ein eifriger Geldsparer und Klimaschützer: "Ich habe meine fünf Enkel von Solarenergie überzeugt."

Zuvor hatte Bundestagsabgeordneter Bernhard Herrmann (56) noch gesagt: "Erneuerbare Energie darf nicht nur für Eigenheimbesitzer da sein, sondern für alle Bürger."

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Beispiele: Er berichtete über Bürgerenergie in Altchemnitz, Manuela Tschök-Engelhardt (54) über eine Photovoltaikanlage, die auch ihr E-Auto lädt, und Toni Rotter (34) erklärte, dass sein Balkon-Kraftwerk 600 Watt Peak Strom erzeuge – "genug für den Eigenverbrauch, Einspeisen ins Netz lohnt sich derzeit nicht".

1550 Chemnitzer Haushalte speisen 8,2 Megawatt Strom ins Netz ein, erklärte ein Vertreter von eins energie. Darunter 137 Balkonkraftwerke.

Armin Trobisch (81) hätte gerne ein Solardach, findet aber keine Handwerker.
Armin Trobisch (81) hätte gerne ein Solardach, findet aber keine Handwerker.  © Ralph Kunz
Grünen-Politiker Bernhard Herrmann (56) sieht die Ampel-Regierung in der Pflicht.
Grünen-Politiker Bernhard Herrmann (56) sieht die Ampel-Regierung in der Pflicht.  © privat
CSg-Geschäftsführer Ringo Lottig (56) fordert eine Regelung für gemeinschaftlich verbrauchten Strom.
CSg-Geschäftsführer Ringo Lottig (56) fordert eine Regelung für gemeinschaftlich verbrauchten Strom.  © Maik Börner

Engagiert ist Ringo Lottig (56), Chef der Siedlungsgemeinschaft. Er kritisierte: "Wir könnten ein Vielfaches an Strom erzeugen, wenn der Gesetzgeber helfen würde." Bernhard Herrmann räumt ein: "Es ist Aufgabe der Politik, Forderungen nach gemeinschaftlichem Eigenverbrauch zu erfüllen."

Traum von der Sonne

Handwerker winken dieser Tage meist ab, wenn Bürger ein Solardach wünschen.
Handwerker winken dieser Tage meist ab, wenn Bürger ein Solardach wünschen.  © Marijan Murat/dpa

Kommentar von Bernd Rippert

Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, dann wird jeder Bürger seinen eigenen Strom erzeugen. Auf dem Dach, am Balkon oder im Vorgarten. Photovoltaik macht's möglich.

Sauberer und billiger Strom aus eigener Sonnenernte – einst träumten davon nur ein paar schräge Ökos. Jetzt wird der Traum Stück für Stück Realität.

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Aber die Ampel ist nun gefordert, die Weichen zu stellen und alle Hürden für private Stromerzeuger zu beseitigen. Bis zum vorigen Jahr konnten die Grünen noch auf die Erneuerbare-Energien-Blockierer der Großen Koalition zeigen. Seit einem Jahr sind sie selbst mit am Ruder, doch die Hürden sind fast so hoch wie einst.

Die Versäumnisse sind kein Zeichen der Trägheit. Eher haben die zähen Debatten um Atomenergie und Gasversorgung in den letzten Monaten neue Gesetzesinitiativen verzögert.

Aber jetzt muss vor allem der gemeinschaftliche Stromverbrauch in Mehrfamilienhäusern geregelt werden. Ohne diese Lösung sind den Großvermietern die Hände gebunden beim Ausbau der Solarenergie. Und die Energiefrage stockt weiter.

Titelfoto: IMAGO/Rolf Poss

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