Und nach dem Buddeln ein frisches Bier: Chemnitzer Gartenkneipen trotzen jedem Trend

Chemnitz - Wer tief genug stöbert, findet sie auch: Gartenkneipen. In Chemnitz sind etwa ein Drittel der Gartensparten-Vereinsheime noch aktiv, Stammkundschaft ist der Überlebens-Trumpf.
Andrea Weiß bietet im Vereinsheim des Kleingartenvereins Sommerlust kühles Blondes. Bier stand schon immer im Zentrum der Gartensparten (Bildmontage).
Andrea Weiß bietet im Vereinsheim des Kleingartenvereins Sommerlust kühles Blondes. Bier stand schon immer im Zentrum der Gartensparten (Bildmontage).  © Uwe Meinhold

"Von 179 im Stadtverband organisierten Vereinen besitzen 63 Vereine ein Vereinsheim. Davon werden 23 noch gastronomisch betrieben", schildert Suzanne Krauß (51), Geschäftsführerin des Kleingärtner-Stadtverbandes.

In Chemnitz gibt es rund 220 Gartensparten. Nicht alle sind im Stadtverband, äußere und neuere Ortsteile wie Röhrsdorf und Einsiedel auch im Regionalverband Chemnitz-Land organisiert.

Die Pandemie zerstörte aber keine Existenzen. Krauß: "Ich habe keine Kenntnis, dass deswegen betriebene Vereinsheime schließen mussten." Die größten Sorgen sind nämlich altersbedingt.

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"Herausforderungen sind oft, einen neuen Pächter zu finden und der bauliche Zustand der Heime, die den neuen Vorschriften, was Toiletten- und Küchenstandards angeht sowie Hygieneanforderungen, nicht entsprechen", so die Verbands-Chefin.

"Eine geschlossene Kneipe nützt uns aber nichts", sagt Gerhardt Lorenz (79), Vorsitzender des Reichenhainer Kleingartenvereins (KGV) Sommerlust.

Kunden kamen nach dem Lockdown zurück

Suzanne Krauß (51) ist Geschäftsführerin des Chemnitzer Stadtverbandes der Kleingärtner.
Suzanne Krauß (51) ist Geschäftsführerin des Chemnitzer Stadtverbandes der Kleingärtner.  © Maik Börner
Wirtin Weiß kann sich auf ihre Stammkundin Monika Bernhardt (2.v.r.) sowie deren Enkelinnen Lisa-Marie (l.) und Julia verlassen.
Wirtin Weiß kann sich auf ihre Stammkundin Monika Bernhardt (2.v.r.) sowie deren Enkelinnen Lisa-Marie (l.) und Julia verlassen.  © Uwe Meinhold
Innen urig: Die Hutzenstube lockt mit erzgebirgischem Flair.
Innen urig: Die Hutzenstube lockt mit erzgebirgischem Flair.  © Kristin Schmidt
Selbst in Corona-Sommern ist das älteste Vereinsheim von Chemnitz gut besucht.
Selbst in Corona-Sommern ist das älteste Vereinsheim von Chemnitz gut besucht.  © Kristin Schmidt

"Da unser altes Vereinsheim dem Bau des Südrings zum Opfer gefallen ist, haben wir ein neues gebaut und es 2006 eingeweiht", erläutert der Sommerlust-Vorstand. Dieses ist damit die jüngste Gartenkneipe in Chemnitz.

Betreiberin des Vereinsheims am Marktsteig 93 ist seit 2017 Andrea Weiß. Ihre Kundschaft ist gar nicht mal so (n)ostalgisch: "Wir hatten auch mal DDR-Küche probiert. Aber das haben unsere Kunden nicht angenommen." Derzeit gibt es traditionelle Küche - und treue Gäste.

"Wir haben circa 45 feste Kunden, sie kamen auch nach den Lockdowns wieder. Viele feiern ihre Familienfeste bei uns." Ein maßgeblicher Vorteil. Denn die Sommerlust-Einkehr ist mit ihrer Lage (fast am Ende einer Sackgasse) für Ortsunkundige schwerer zu finden.

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Auch der Betreiber des ältesten Vereinsheims, der "Hutzenstube" (Kreherstraße 96, KGV Morgenröte), ist wieder voll dabei. "Ich kann mich aktuell gar nicht beklagen", sagt Mario Müller (49). Er übernahm 2012 das vor rund 110 Jahren errichtete Gebäude.

Traditionell waren die Vereinsheime Herzstück der meist um 1920 entstanden Chemnitzer Sparten. "Zuerst wurde der Bierkeller gebaut, dann das Vereinsheim errichtet und die Gärten rundherum angelegt.

Keller waren wichtig für Bier und Lebensmittel - es gab damals noch keine Kühlschränke", weiß Suzanne Krauß.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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