Mangel an Arbeitskräften: Erster Firmenchef spendiert neuen Mitarbeitern ein Auto
Mylau - Sachsens Wirtschaft fehlen Arbeitskräfte. Im harten Wettbewerb um neue Mitarbeiter setzen Firmen zunehmend auf Benefits - also Zusatzleistungen zum Gehalt. Den bisher wohl weitesten Schritt ist der Süßwarenhersteller Nawarra im vogtländischen Mylau gegangen. Hier bekommen neue Mitarbeiter ein nagelneues Auto - egal ob Produktionsarbeiter oder Putzfrau.
Wenn Frank Sommer (53) in seine Auftragsbücher schaut, könnte er mit sich und der Welt zufrieden sein. Der Betriebsleiter des Schaumzuckerwaren-Herstellers Nawarra aus Mylau hat so viele Bestellungen, dass er manchen Auftrag sogar ablehnen muss.
Dass die Produktion an ihre Grenzen stößt, hat auch mit der Personalsituation zu tun. "Wir würden gerne 20 neue Mitarbeiter einstellen - seit zwei bis drei Jahren sind wir schon auf der Suche", sagt Sommer. Benötigt würden Produktionsmitarbeiter, Bandfahrer, ein Betriebsschlosser, Reinigungspersonal.
In ihrem Dilemma haben die Vogtländer jetzt eine spektakuläre Aktion gestartet. In einer Stellenanzeige offerieren sie neuen Mitarbeitern zum Gehalt wahlweise ein Auto oder 3000 Euro Inflationsprämie.
Die Idee hatte Sommer im Frühjahr seinen im Münsterland beheimateten Gesellschaftern präsentiert.
Voll elektrisch: 40 Mini Cooper für die Belegschaft
"Ich hatte mir überlegt, was kann man den Leuten neben einem guten Lohn noch bieten, dass sie zu uns kommen", erzählt Sommer. Er überlegte, was den Menschen gerade besonders aufs Portemonnaie schlägt. "Sollten wir die Miete übernehmen oder die Kita-Kosten tragen oder ein Auto anbieten", zählt Sommer die damaligen Überlegungen auf.
Die Sache mit dem Auto schien letztlich am realistischsten zu sein. Die Nawarras als Eigentümer gaben Sommer grünes Licht und der machte sich sofort daran, die Autofirmen abzuklappern.
"Das beste Angebot hinsichtlich Leasing und Lieferfähigkeit hatte BMW für den Mini Cooper", berichtet der Betriebsleiter. Und weil auf dem Firmendach in Mylau eine große Photovoltaikanlage steht, fiel die Entscheidung für die E-Version des Kleinwagens.
Gleich 40 Autos orderte Sommer Ende April. Auslieferung soll im August sein. Und damit keine Missstimmung in der Belegschaft aufkommt, wurden die Fahrzeuge auch den 75 "Alt"-Mitarbeitern angeboten. "19 nehmen das Auto, die anderen die Inflationsprämie", berichtet Sommer.
Die Mini Cooper sind auf zwei Jahre geleast. Sämtliche Kosten vom Stromtanken auf dem Betriebsgelände bis zu Wartung und Versicherung übernimmt die Firma. Laut Sommer trudelten seit der Anzeige bereits 30 Bewerbungen ein. "Fünf Leute konnten wir schon einstellen."
Titelfoto: Sven Gleisberg