"Envia M"-Kunde wird monatelang ignoriert: Stromanbieter zahlt saftige Entschädigung!
Chemnitz/Limburgerhof - Verkehrte Welt im Energiesektor: Monatelang musste sich ein Kunde des Chemnitzer Stromanbieters "enviaM" mit dem Kundenservice herumschlagen, weil der vom Unternehmen in Rechnung gestellte Stromverbrauch deutlich zu hoch war. Um diesen Sachverhalt zu beweisen, betrieb Markus L. erheblich Aufwand und sollte letztlich Recht bekommen. Seinen Aufwand wiederum stellte er "enviaM" in Rechnung - und das Unternehmen zahlte!
Fast fünf Monate hat es für Markus L. aus Limburgerhof (Rheinland-Pfalz) gedauert, bis aus den geforderten 887 Euro auf seiner Stromrechnung die rechtmäßigen 69 Euro wurden.
Zuvor wendete er sich an TAG24 und gab Einblicke in sämtliche Dokumente und E-Mails, die zwischen ihm und dem Unternehmen ausgetauscht wurden, ehe sich das Problem in der vergangenen Woche lösen sollte.
Bereits im Juni wendete sich Markus L. an den Kundenservice, nachdem er eine Rechnung von "enviaM" erhalten hatte, die seiner Meinung nach nicht richtig sein konnte. Dafür fotografierte er eigenständig den Zählerstand ab: Statt den errechneten 4522 Kilowattstunden habe er demnach bloß 2177 kWh verbraucht.
Vom Kundenservice kam allerdings bloß eine automatisierte Antwort zurück: "Ihre E-Mail haben wir erhalten - vielen Dank dafür. Uns erreichen derzeit außergewöhnlich viele Kundenanfragen. Deshalb dauert die Bearbeitung Ihres Anliegens länger als gewohnt."
Anschreiben an Kundenservice und Vorstand: "Nur mit Ignoranz begegnet!"
Statt die erhoffte Antwort bekam Markus L. im Juli stattdessen eine Zahlungserinnerung zugeschickt: Eine Forderung von 884,06 Euro sei noch offen.
Wieder wendete er sich an "enviaM", kontaktierte gar Vorstandsmitglieder und Pressestelle; wieder keine Antwort.
Dafür flatterte ihm Anfang Oktober eine Mahnung ins Haus. Darin drohte der ostdeutsche Stromlieferant mit der Einstellung der Energieversorgung, sollte Markus L. den geforderten Betrag nicht unverzüglich bezahlen - zuzüglich Mahnkosten inzwischen 887,06 Euro!
Wieder verfasste der Kunde ein Anschreiben, diesmal an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Stephan Lowis; wieder keine Antwort.
"Mir wurde nur mit Ignoranz begegnet", erklärt Markus L. gegenüber TAG24. Das habe ihn im Nachhinein am meisten geärgert.
Kunde fordert Aufwandsentschädigung: 75 Euro pro Stunde!
Insgesamt habe er "für den ganzen Kram", also das Verfassen von Anschreiben, die Aufarbeitung der Dokumente und den Gängen zur Post, drei bis vier Stunden Arbeit investiert, betonte Markus L.
Zwei Stunden stellte er "enviaM" schließlich in Rechnung: Einerseits eine "Auslagenpauschale für Post- und Telekommunikationsdienstleistungen" in Höhe von 20 Euro sowie "Zwei Arbeitsstunden für Zusammenstellung und Aufarbeitung bisheriger Schriftverkehr je 75 Euro". Zuzüglich Mehrwertsteuer forderte Markus L. eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 202,30 Euro.
In der vergangenen Woche dann die Erlösung: Ein Vorstandsmitglied habe sich bei ihm persönlich gemeldet und den Fehler eingestanden, erklärt Markus L.
Seine Stromrechnung sei von "enviaM" mit den tatsächlichen Werten korrigiert worden. Nun müsse er bloß noch 69 Euro für seinen Strom bezahlen.
Außerdem habe der Energieversorger auch seine geforderte Entschädigung in voller Höhe bezahlt, freute sich Markus L.
Der Fehler habe sich wohl in der Kommunikation zwischen dem Netzbetreiber "Pfalzwerke Netze" und dem Stromlieferanten "enviaM" eingeschlichen, mutmaßt Markus L.
"enviaM" zahlt Kunden über 200 Euro!
Dass ein Kunde eine Rechnung ans Unternehmen stellt und diese sogar bezahlt bekommt, scheint ungewöhnlich.
Dieses Vorgehen sei allerdings "kein Regelfall", teilte Pressesprecherin Cornelia Sommerfeld gegenüber TAG24 mit.
Bei "enviaM" gebe es dafür auch keine "generellen Kriterien". Es habe sich um eine "Einzelentscheidung aus Kulanz" gehandelt.
Zur "Entscheidungsgrundlage" im Fall Markus L. könne man keine Angaben machen, so Sommerfeld.
Titelfoto: Bildmontage: enviaM AG, privat