Ende August schon so viele Pleiten wie in ganz 2023: Zahl der Insolvenzen steigt in Chemnitz auf Rekordhoch
Chemnitz - Das Chemnitzer Amtsgericht kämpft aktuell mit einer Rekordzahl an Firmen- und Verbraucherinsolvenzen. Insolvenzrichterin Birgit Feuring (57) sowie Handwerkskammer, IHK und DEHOGA sehen hierfür bei Unternehmen mehrere Gründe.
"Wir sind Ende August dieses Jahres an einem Stand, wie wir Ende letzten Jahres im Dezember waren", erklärt Birgit Feuring. Konkret bedeutet das: Bis jetzt gab es in diesem Jahr 2188 Insolvenzverfahren im Landgerichtsbezirk Chemnitz.
Ende 2023 waren es 2223 Verfahren. Diese Zahlen beziehen sich auf die Firmeninsolvenzen. Bei den Verbraucherinsolvenzen waren es Ende Dezember 5992 Verfahren. 5544 sind es bereits Ende August.
So einen Anstieg hat Birgit Feuring noch nicht erlebt - sie ist Richterin für Insolvenzen seit acht Jahren. "Auffallend ist, dass es sich vor allem um energieintensive Betriebe handelt."
Als Beispiel nennt die Juristin die Firmen-Pleite von Sachsen-Guss aus Chemnitz-Wittgensdorf.
Bange Zukunft in vielen Branchen
Doch nicht nur in Unternehmen mit hohem Energieverbrauch ist die Lage angespannt: Zwar kann man im Handwerk einen Rekordanstieg nicht sehen. "Dennoch geht der Langzeittrend bei den Zahlen nach oben, nach den letzten fünf Jahren sind wieder mehr Insolvenzen zu verzeichnen", erklärt Robert Gruner (40) von der Chemnitzer Handwerkskammer.
Ähnlich sieht es bei der IHK aus: "Die Stimmung ist gedrückt", so Martin Witschaß (39), Geschäftsführer Standortpolitik.
Im gastronomischen Bereich seien vor allem "Gaststätten regionaler Prägung" von Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung bedroht, so der Regionalbereichsleiter der DEHOGA Sachsen, Axel Klein (54).
Den Gastronomen mache besonders die ausufernde Bürokratie zu schaffen, außerdem die von der Ampel-Regierung wiedereingeführte Mehrwertsteuer von 19 Prozent.
Titelfoto: Sven Gleisberg