Kaum noch Kunden! Was bleibt, sind Fixkosten: Chemnitzer Taxi-Branche fährt in die Miesen
Chemnitz - Die Taxibranche befindet sich in einer schweren Krise. Zwar läuft der Betrieb im Lockdown weiter - die Folgen bekommen Betriebe trotzdem zu spüren. Chemnitzer Unternehmen berichten von Umsatzeinbrüchen von bis zu 50 Prozent.
"Erst war der Lockdown im Frühjahr, dann kam das Sommerloch und nun sind wir wieder im Lockdown", berichtet René Fritzsche (46) vom gleichnamigen Unternehmen.
Keine Fahrten zu oder von Kneipen und Restaurants - das komplette Nachtgeschäft fällt weg. Tourismus und Besuchsfahrten: die gleiche Misere. Was bleibt, sind die Fixkosten:
"Eine einzelne Taxe kostet fast 260 Euro Versicherung im Monat", so Fritzsche.
"Wir werden schon die ganze Zeit vergessen", kritisiert Taxiunternehmer Robert Groß (48) die Bundesregierung. Auf Novemberhilfen haben Taxiunternehmen keinen Anspruch. "Was uns gerade den Hintern rettet, sind Kranken- und Dialyse-Fahrten."
Bislang gibt's noch keine Kündigungen
Laut Wolfgang Oertel (52), Vorsitzender der Taxigenossenschaft Chemnitz, sind die meisten der 60 Unternehmen, die in der Innung organisiert sind, bislang ohne Kündigungen ausgekommen. Wie lange das so bleibt, sei jedoch fraglich: "Das Damoklesschwert schwebt über uns." Der 52-Jährige ist einer der Unterzeichner eines Brandbriefes des Taxi-Bundesverbands ans Wirtschafts- und Finanzministerium in Berlin.
Ohne Hilfen rechnet der Verband mit einem Verlust von 12.000 Unternehmen und etwa 80.000 Arbeitsplätzen - bei bisher rund 55.000 Firmen mit etwa 250.000 Jobs.
Wolfang Oertel erinnert in diesem Zusammenhang an die systemrelevante Funktion von Taxis im Nahverkehr. Zudem unterliegen Unternehmen einer Betriebspflicht. Das bedeutet, dass die Taxis in der Kommune, in der der Betrieb seinen Sitz hat, einsatzbereit gehalten werden müssen.
Titelfoto: Kristin Schmidt