Nach Corona-Knick wieder mehr Azubis in Hotellerie und Gastronomie
Chemnitz - Für das Gastgewerbe interessieren sich wieder mehr Jugendliche.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz verzeichnete Ende 2022 ein sattes Plus an neu eingetragenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr. Neben der Aufbruchstimmung gibt es aber auch mahnende Worte.
Die Chemnitzerin Luisa Herrmann (21) ist in ihrem dritten Lehrjahr zur Köchin und hat jetzt den ersten Preis beim 31. Jugendwettbewerb des Vereins Chemnitzer Köche bekommen. Ihr Lehrbetrieb ist das Restaurant "Villa Esche" in der Parkstraße.
"Es gibt unendliche Möglichkeiten, in alle Richtungen zu arbeiten. Es kann beim Kochen immer etwas Gutes herauskommen", antwortet Luisa auf die Frage, was ihr an dem Beruf Spaß macht.
Dass wieder mehr junge Menschen sich für eine Ausbildung als Koch entscheiden anstatt eines Studiums, begründet sie, dass "ich keine drei bis vier Jahre warten muss, um das Studium zu beenden, sondern gleich auf einen Berufsabschluss hinarbeiten kann".
"Durch Kochsendungen wird den Leuten der Beruf schmackhaft gemacht"
Laut IHK Sachsen haben 1400 Personen Ende 2022 einen Vertrag in einem der sieben Ausbildungsberufe des Hotel- und Gastronomiebereiches unterschrieben. Das entspricht einem Zuwachs von circa 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der IHK-Bezirk Chemnitz verzeichnet sogar ein Wachstum von 50 Prozent von 288 Lehrlingen 2021 auf 432 im Jahr 2022.
Axel Klein (53) von der DEHOGA-Sachsen begründet die Entwicklung damit, dass die Vergütung von Lehrlingen um 150 Euro erhöht und der Lehrplan im Gastronomiegewerbe modernisiert wurde. Aber: "Das Fachkräfte-Problem besteht nach wie vor. Es wird bei Weitem noch nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken."
Ähnlich sieht es Falk Heinrich (47), Inhaber vom Restaurant "Villa Esche". Er bemerkt noch nichts von dem Bewerberzuwachs, da eine von zwei Lehrstellen in seinem Restaurant unbesetzt ist: "Der grundsätzliche Trend ist der, dass durch Kochsendungen den Leuten der Beruf schmackhaft gemacht wird." Denn Heinrich sieht ein "Vermittlungsproblem".
Durch viele Nebenarbeiten im Beruf (zum Beispiel Kartoffeln schälen, Abspülen, familienunfreundliche Arbeitszeiten) würden Leute abgeschreckt und begonnene Ausbildungen vorzeitig wieder abgebrochen.
Titelfoto: Uwe Meinhold