Chemnitzer Sängerin Gwen Dolyn über ihre Heimat: "Es gibt echt viel offenen Faschismus"
Chemnitz - Mit "Tränen" wurde sie einem breiteren Publikum bekannt, nun ist sie wieder solo unterwegs: Nachdem Gwen Dolyn im November ihr neues Album "X-RATED feelings" veröffentlichte, geht sie nun auf Tour und macht unter anderem Halt in Leipzig, Chemnitz und Dresden. Gegenüber TAG24 sprach sie über die anstehenden Shows, ihre Wahlheimat Chemnitz und wie Leipzig für sie zu einer Wohlfühloase wurde.

Zwei Jahre ist es inzwischen her, seit sich die gebürtige Berlinerin für den Umzug nach Karl-Marx-Stadt entschied. "Ich hab noch ein paar Umwege über Darmstadt gemacht, weil ich da zur Schule gegangen bin, und über die US-Ostküste. Dann wollte ich alleine wohnen und weil das in den meisten deutschen Städten kaum noch möglich ist, bin ich hier gelandet."
Viel Zeit, sich an ihre neue Heimat zu gewöhnen, blieb Gwen jedoch nicht, denn in ihrem Leben war einiges los. 2023 gründete sie zusammen mit Kraftklub-Gitarrist Steffen Israel ihr Projekt "Tränen". "Die vergangenen dreieinhalb Jahre war ich außerdem immer wieder auf Tour. Also wirklich in Chemnitz war ich vielleicht knapp ein Jahr insgesamt."
Die wenige Zeit nutzte sie, um ihr neues Zuhause dennoch so gut es geht kennenzulernen und liebzugewinnen. "Ich hab auf jeden Fall so ein paar Ecken, vor allem Cafés, die ich gern besuche und ich wohne auch in einem sehr schönen Viertel."
Gerade die vergangenen Bundestags- und Landtagswahlen hätten jedoch auch die Probleme der Stadt für sie deutlich gemacht. "Es gibt echt viel offenen Faschismus, das muss man einfach so sagen. Ganz viele junge Rechte, die sich dir auch in den Weg stellen und dich anpöbeln. Das ist schon heftig. Ich habe da auch immer Pfefferspray dabei und so geht es nicht nur mir."
Chemnitzer Sängerin vor Hometown-Show: "Das wird ein sehr intimes Erlebnis"

Vor allem Leipzig sei deshalb mehr und mehr für sie zu einer Wohlfühloase geworden. "Das ist dann schon wie ein kleines Homecoming, wenn ich dort die Straßen entlanglaufe, die ganzen 'FCK NZS'-Kappen und gepiercten Menschen sehe und mich gleich ein wenig leichter fühle."
Die Messestadt besucht Gwen am 5. April, tritt anlässlich ihrer "X-RATED Feelings"-Tour im Naumanns auf. Die Show ist bereits seit Wochen ausverkauft, wurde sogar noch einmal hochverlegt.
Nun hofft die Singer/Songwriterin, dass das alternative Publikum auch den Weg zu ihrem Konzert im Hot Super in Chemnitz am 11. Mai findet. Der Auftritt bildet den Abschluss des ersten Teils der aktuellen Tour und ist für Gwen natürlich auch eine Hometown-Show.
"Ich glaube, das ist eine Galerie. Die Räumlichkeiten sind nicht groß und es gibt, glaube ich, keine Bühne. Wir spielen also auf dem Boden. Das wird ein sehr intimes Erlebnis, wenn du die Leute direkt vor der Nase hast und sie direkt ansingst."
Wütend, intensiv, lustig: So beschreibt Gwen Dolyn ihre Konzerte

Ihre Musik beschreibt die Wahl-Chemnitzerin selbst als eine intensive Mischung verschiedenster Stile. "Es gibt wütende Songs, es gibt sexy Songs, es gibt aber auch traurige Songs, die ich dann auch nur akustisch performe."
Trotz großer Gefühle erhalte sie auch immer wieder Feedback, wie lustig ihre Konzerte seien. "Das liegt vor allem an mir, denn ich kann dann nicht anders und muss jede Lücke mit Sprüchen füllen. Und ich gebe mir große Mühe, dass das ein Safe Space ist. Für Flinta-Menschen, für queere Menschen und auch diejenigen, die sich ängstlich oder auch depressiv fühlen. Niemand muss da den ganzen Abend Party machen. Man kann auch einfach kommen und zuhören."
Wer sich davon selbst überzeugen möchte, hat am 11. Mai im Hot Super (Projektraum auf dem Brühl 71) in Chemnitz die Chance dazu. Darüber hinaus tritt Gwen Dolyn am 28. Juni beim Lonesome Lake Festival bei Dresden auf. Tickets für das Konzert gibt es via krasserstoff.de und für das Festival über infield.live.
Titelfoto: Montage: Andie Riekstina/PR