Tödliche Messerattacke in Chemnitz: So starb Daniel H.
Chemnitz - Nach 135 Tagen war am Dienstag die Anklage im Fall Daniel H. († 35) fertig. Die Staatsanwaltschaft hält den Syrer Alaa S. (23) sowie dessen Bekannten, den Iraker Farhad A. (22), für schuldig, den Chemnitzer Familienvater getötet zu haben.
Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen Totschlag. Gemeinschaftlich, weil bis heute unklar ist, wessen Messerstiche tödlich waren. Ingrid Burghart (55), Sprecherin der Staatsanwaltschaft Chemnitz: "Da die Tat gemeinschaftlich begangen wurde, nahm der jeweils andere die Handlung seines Mittäters in Kauf." Daher zählt nur das traurige "Ergebnis" - der brutale Tod des Chemnitzers.
Rückblick: In der Stadtfestnacht von Samstag auf Sonntag war es gegen 3.15 Uhr nahe des "Alanya"-Restaurants zu einem Streit zwischen Daniel H., seinen Begleitern und Farhad A. gekommen. Burghart: "Worum es bei diesem Streit ging, konnte bislang nicht aufgeklärt werden."
Wenig später lag der Iraker am Boden. Da kam Alaa S. ins Spiel - er sprang Farhad A. laut Anklage zur Seite. Burghart: "Nachdem sich beide kurz unterhalten hatten, traten sie auf den Geschädigten Daniel H. zu."
Da kam Alaa S. ins Spiel - er sprang Farhad A. laut Anklage zur Seite. Burghart: "Nachdem sich beide kurz unterhalten hatten, traten sie auf den Geschädigten Daniel H. zu." Es folgten lauter Streit, heftige Prügel, blitzende Messer - am Ende starb Daniel H. nach einem Stich ins Herz noch am Tatort. Seinem Begleiter Dimitri M. (33) wurde in den Rücken gestochen.
Der junge Russlanddeutsche überlebte schwerstverletzt. Ein weiterer Bekannter (38) kam mit leichten Verletzungen davon.
Bei den Ermittlungen wurden mehr als 100 Zeugen vernommen, manche von ihnen mehrfach. Unterschiedliche Aussagen machten es den Ermittlern anfangs schwer, ein genaues Bild vom Tathergang zu bekommen. Teilweise schwankten die Aussagen über die Anzahl der Beteiligten massiv, auch der Hergang wurde unterschiedlich geschildert. Weiterhin sorgten wilde Spekulationen, vor allem in sozialen Netzwerken, für Irritationen.
Nach der Tat war es zu teilweise gewaltsamen Protesten in der Stadt gekommen, wochenlang mussten Polizisten Demonstrationen von linken und rechten Gruppierungen sichern. Die Auswirkungen sind heute noch spürbar – so plant das rechtspopulistische Bündnis "ProChemnitz" die Ausbildung von Bürgerstreifen, welche das "Jedermanns"-Recht umsetzen sollen. Auch dagegen formiert sich auf linker Seite derzeit Widerstand (TAG24 berichtete).
Der Prozess rund um die Bluttat wird im späten Frühjahr beginnen. Vermutlich wird gegen Alaa S. allein verhandelt. Der Asylbewerber, dem bis zu 15 Jahre Haft drohen, sitzt in Untersuchungshaft. Sein mutmaßlicher Komplize ist auf der Flucht. Nach ihm wird mit einem internationalen Haftbefehl gefahndet, das Verfahren abgetrennt.
Ein weiterer ehemaliger Verdächtiger, Yousif A. (23), ist mittlerweile auf freiem Fuß. Über sein Verfahren wird in den nächsten Tagen entschieden.