Chemnitz: Spritpreise im Keller, doch kaum jemand tankt!
Chemnitz - Die Spritpreise an den Tankstellen rutschen seit Tagen ins Bodenlose. Kunden jubeln über den Dieselpreis von 98,9 Cent - der niedrigste Stand seit Jahren. Kein Grund zur Freude dagegen für Tankstellenpächter: Weniger Kunden, weniger Berufs- und Lieferverkehr, weniger Shop-Käufe drücken die Branche an den Rand des Ruins.
Pächter müssen nun Kosten senken, Öffnungszeiten kürzen und Mitarbeiter nach Hause schicken.
"Seit Geschäfte, Schulen und Kindergärten zu sind, verkaufen wir nur noch die Hälfte an Benzin. Steuern und Pacht muss ich auf jeden Fall zahlen. So oder so", sagt Pächter Sergej Schumacher (41) von der BayWa-Tankstelle.
Im Backshop fehlen Stammkunden, auch die Waschanlage bleibt oft trocken. Zwei Verkäuferinnen schickte er zur Kinderbetreuung nach Hause.
Die Tanke öffnet eine Stunde später, schließt eine Stunde früher.
Schumacher sieht die Tankstellenpächter in Gefahr. "Für viele kleinere Tankstellen wird es eng."
50 Prozent weniger Benzinumsatz
Auch bei Geschäftsführer Simon Weißflog (41) von der Esso in Grüna brach der Benzinumsatz seit Ende März um 50 Prozent ein.
Das Bistro läuft schlecht, weil von der benachbarten Fortis-Akademie deutlich weniger Berufsschüler ihr Mittagsessen holen.
"Die Kollegen an der Autobahn haben richtig Pacht an die Gesellschaften zu zahlen. Uns geht es besser, denn die Tankstelle ist Familieneigentum."
Super läuft allein die Waschanlage, der Zigaretten-Verkauf ist steil gestiegen. Einige Regeln hält er für übertrieben: "Warum dürfen Arbeiter, die zusammen im Auto sitzen, morgens ihren Kaffee nicht auf Abstand im Bistro trinken?"
Während die Tankstellenpächter jammern, jubeln die Autofahrer. Dramatisch niedrige Ölpreise versprechen weitere Benzinpreissenkungen.
Titelfoto: Sven Gleisberg