Darum zahlt Chemnitz fast nie für Sozialwohnungen
Chemnitz - Angst vor der Wohnungssuche braucht in Chemnitz niemand zu haben. Selbst Niedriglöhner haben keine Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Der andernorts heiß begehrte Wohnberechtigungsschein (WBS) ist quasi überflüssig. Anspruch auf einen WBS - und damit auf eine geförderte Sozialwohnung - haben Personen, die über besonders geringes Einkommen verfügen.
Die Einkommensgrenzen sind im Wohnraumförderungsgesetz (WoFG) festgelegt. Zwischen 2012 und 2018 wurden insgesamt 54 Wohnberechtigungsscheine beantragt. Davon wurden 46 erteilt - allerdings nur von Weggezogenen, die am neuen Wohnort deutlich mehr Miete zahlen müssen. "Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen", teilt eine Stadtsprecherin mit.
Anhand der Richtlinie über angemessene Aufwendungen für Arbeitsuchende (Unterkunft und Heizung) wird deutlich, wie viele bezahlbare "Sozialwohnungen" für jedermann tatsächlich zu haben sind. Für einen Zwei-Personen-Haushalt (60 qm, Kaltmiete: bis 342 Euro) hat die Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft (GGG) aktuell 637 freie Wohnungen im Bestand. Für einen Vier-Personen-Haushalt (85 qm, bis 473 Euro) sind es gar 1093 freie Objekte! "Mit unseren jährlichen Investitionsprogrammen schaffen wir gezielt bezahlbare Wohnungen im Rahmen von Sanierungen", so GGG-Sprecher Erik Escher (37).
Grund für den ausbleibenden Bedarf an Wohnberechtigungsscheinen ist der entspannte Wohnungsmarkt. "Die Durchschnittsmieten liegen bei nur 5,10 Euro", sagt Ulrich Weiser (39), Inhaber des Chemnitzer FOG-Instituts, das jährlich einen Wohnungsmarkt-Report veröffentlicht.
Zum Vergleich: In Leipzig sind für Kaltmiete knapp 7 Euro pro Quadratmeter, in Dresden 7,50 Euro fällig. "Da fleißig gebaut wird und die Ansprüche ans Wohnen wachsen, bleiben die Mieten bei uns auch in absehbarer Zeit niedrig."

