Chemnitz als neue Neonazi-Hochburg? Dortmunder Rechtsextremist jetzt Azubi im Osten

Chemnitz - Eine Galionsfigur der westdeutschen Neonazi-Szene zog vor einigen Wochen nach Chemnitz.

Pro-Chemnitz-Chef Martin Kohlmann (43) beschäftigt Michael Brück als Auszubildenden in seiner Kanzlei.
Pro-Chemnitz-Chef Martin Kohlmann (43) beschäftigt Michael Brück als Auszubildenden in seiner Kanzlei.  © Kristin Schmidt

Eine Anstellung hat er auch schon: als Azubi in der Kanzlei von Martin Kohlmann (43), Stadtrat und Chef der rechtsextremistischen Gruppierung Pro Chemnitz.

Die Rede ist von Michael Brück (30), bis vor Kurzem selbst Stadtrat in Dortmund und stellvertretender NRW-Landesvorsitzender der Neonazi-Splitterpartei "Die Rechte".

In Chemnitz will er auf breiter Basis Mitstreiter für seine Sache gewinnen.

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"Das Gute ist, die Menschen hier sind viel offener für rechte Positionen", sagte Michael Brück gestern im Telegram-Kanal (ein Kurznachrichtendienst) der extremistischen Initiative "Zusammenrücken".

In Chemnitz könne man viel besser in der Fläche angreifen. Hier sei es möglich, alle Stadtteile mit Gleichgesinnten zu durchsetzen.

Durch den geringen Ausländeranteil sieht er gute Chancen - anders als im Westen.

Martin Kohlmann befürchtet keine Rufschädigung seiner Kanzlei?

Rechtsextremist Michael Brück (30) ist von Dortmund nach Chemnitz gezogen. Hier will er auf breiter Basis Menschen für seine Sache gewinnen.
Rechtsextremist Michael Brück (30) ist von Dortmund nach Chemnitz gezogen. Hier will er auf breiter Basis Menschen für seine Sache gewinnen.  © imago images/Zuma Press

Jurist Kohlmann habe nicht vor, gemeinsam mit Brück politisch aktiv zu werden, sagte er am Dienstag gegenüber TAG24.

Er habe ihn auch nicht aktiv nach Chemnitz geholt. Die Stelle sei ausgeschrieben worden und Brück habe sich erfolgreich beworben. Über die Verstärkung des ehemaligen Jura-Studenten freue er sich: "Er bringt viel Erfahrung mit."

Über eine etwaige Rufschädigung seiner Kanzlei mache er sich keine Sorgen.

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Bevor der Neu-Chemnitzer Brück bei "Die Rechte" aktiv war, zählte er laut Verfassungsschutz NRW zu den Führungsfiguren der Neonazi-Organisation "Nationaler Widerstand Dortmund", die 2012 verboten wurde. Er war Betreiber des Versandhandels antisem.it - ein Fanshop für Neonazis.

Heute läuft die Domain unter dem Namen "Patrioten Propaganda". Durch seine Aktivitäten hatte er sich beim nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz einen Namen gemacht: "Seine nationalsozialistischen Überzeugungen vertritt er offensiv, zugleich versucht er, unter der Schwelle der Strafbarkeit zu bleiben", so eine Sprecherin des Innenministeriums.

"Zusammenrücken" begrüßt Brücks Umzug, der genau zu ihrer Agenda eines "ausländerfreien Lebens unter Mitteldeutschen" passt.

Schicksalstage im August 2018: Die rechtsextremistischen Demos und Ausschreitungen haben den Ruf der Stadt Chemnitz nachhaltig beschädigt.
Schicksalstage im August 2018: Die rechtsextremistischen Demos und Ausschreitungen haben den Ruf der Stadt Chemnitz nachhaltig beschädigt.  © Sebastian Willnow/dpa

"In der Vergangenheit sind einzelne Rechtsextremisten aus Mitteldeutschland in Szene-Wohngemeinschaften nach Dortmund gezogen, jetzt findet ein umgekehrter Weg statt", so das Innenministerium Nordrhein-Westfalen.

Titelfoto: imago images/Zuma Press

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