Mega-Umpflanz-Aktion in Chemnitz: Zwei Linden gehen auf Reisen
Chemnitz - Seltene Baumverpflanzung in der Innenstadt: Am Montag gingen eine Krim-Linde und eine Sommer-Linde auf Reisen. Von der Baustelle auf dem Ex-Tietz-Parkplatz wurden sie in den Park der Opfer des Faschismus umgesetzt. In Chemnitz war es die erste derartige Umpflanz-Aktion seit 20 Jahren.

"Der Investor Hansa Real Estate und die Stadt wollen mit den zwei Linden ein Zeichen setzen, dass nicht alle Bäume gefällt werden", sagt Grünflächenamtsleiter Jens Börner (49).
Die Kosten von 28.000 Euro für Verpflanzung und drei Jahre Pflege spendiert der Bau-Investor. Die restlichen 40 Bäume neben dem Tietz werden gefällt.
Bereits Ende Februar 2020 legten Kettensägen an der Bahnhofstraße für die neue Johannis-Vorstadt 14 gesunde Bäume um.
Wie viele Bäume auf dem Parkplatz an der Johanniskirche verschwinden oder neu hinzukommen, klären abschließende Planungen.
Die Linden werden exakt ausgerichtet

"Die zwei Linden ziehen in ein besseres Wohnquartier um. Im Park ist der Boden humushaltig, Schatten und Luftfeuchtigkeit begünstigen das Anwachsen", sagt Forstingenieur Hans Hegewald (52).
Er verpflanzte in den vergangenen 23 Jahren rund 1800 Bäume. Dann ging es los. Die Großbaum-Verpflanzmaschine stach unter dem Herzwurzler einen 1,10 Meter tiefen und 1,70 breiten Wurzelballen ab.
Die etwa zwei Tonnen schwere Linde wurde Huckepack genommen und "um die Ecke gefahren". Im Park reiht sich die etwa 20 Jahre junge Linde in die Linie ihrer mehr als 80 Jahre alten "Vorfahren" ein. "Die Linden werden exakt ausgerichtet. Sonst könnte die Schatten-Rindenseite verbrennen", sagt Bauleiterin Cynthia Nestler.



Auch ein paar Äste der alten Linden werden abgesägt, um Wachstum in die Höhe zu ermöglichen.
Titelfoto: Sven Gleisberg