Weil Lehrer fehlen : An dieser Schule sollen Schüler mit YouTube lernen
Chemnitz - Unbeschwerte Winterferien sehen anders aus: Weil Mathematik-Lehrer fehlen, sollen sich Schüler der 9. Klasse in der Oberschule Schönau ab dem zweiten Halbjahr den Stoff in Ausfallstunden selbst mithilfe von YouTube-Videos beibringen.
Eine Klassenlehrerin schickte diesen verzweifelten Vorschlag als Rund-Mail an die Eltern: "Für die Mathe-Realschüler ist ja nun niemand da. Das müssen sie selber lernen ... Ich besorge die zu bearbeitenden Themen, Laptop, Beamer und Kreide. Da kann dann zum Beispiel mithilfe von YouTube-Videos ein Thema eingeführt oder vertieft werden."
Elternvertreter Markus Georgi (42) bestätigt: "Dieser Vorschlag war auch Thema bei der letzten Elternratssitzung. Es gibt acht langzeitkranke Lehrer an unserer Schule. Die Schulleitung hat alles versucht, was nur möglich war, um Ersatz zu bekommen. Wir werden hier von den Behörden im Stich gelassen."
Tatsächlich stehen laut Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) an der Schule nur noch zwei (von fünf) Mathe-Lehrer zur Verfügung. Lutz Steinert (59), Sprecher LaSuB in Chemnitz, gibt zu: "Wir verwalten den Notstand. Das ist nicht nur an der Schönauer Schule so. An öffentlichen Schulen der Stadt fehlen in diesem Schuljahr etwa 40 Lehrkräfte, um den Unterricht abzusichern." Die Folge sind Kürzungen des Unterrichts - auch in Hauptfächern wie Mathematik.
Für den Kreiselternrat ist das Maß voll. Vorsitzende Simone Lippert (43): "Vor allem an Oberschulen werden Eltern als Ersatzlehrer in die Pflicht genommen. Das kann es nicht sein. Es ist Zeit, auf den Tisch zu hauen."
Das soll bei einem öffentlichen Bildungsforum am 4. April geschehen, zu dem Vertreter des LaSuB und Politiker eingeladen werden. "Dabei sollen Eltern die Möglichkeit erhalten, selbst Antworten einzufordern", so die Kreiselternrätin.