Chemnitzer Aussteigerin Angelika Nolte leistet Seelenhilfe: Stille unter Palmen auf La Palma
Chemnitz - Jahre vor der Corona-Krise hatte sich Angelika Nolte (61) aus Chemnitz die ruhige Kanareninsel La Palma für einen Neustart ausgesucht. Nun herrscht absolute Stille im Paradies, in dem sich die Ex-Krankenschwester überwiegend selbst versorgt und weiter Seelenhilfe leistet.
Als die Aussteigerin vor genau zwei Jahren mit ihrem quietscheentchengelben Auto von Sachsen nach La Palma aufbrach, um dort ein neues Leben zu beginnen, machten rund 100.000 Deutsche pro Jahr auf der Kanareninsel Urlaub.
Angelika schwärmt für den ganz besonderen Spirit der Vulkaninsel, die vor allem für sanften Wandertourismus bekannt ist. Wenn die Aussteigerin heute auf ihrer kleinen Finca in Puntagorda im Nordwesten der Insel Bioobst und -gemüse anbaut, hört sie nur noch das Rauschen des Meeres, der Palmen und das Bellen der Hunde. Alle Touristen sind weg.
Die rund 85.000 Palmeros bleiben unter sich, dürfen seit der Corona-Pandemie ihre Häuser lediglich im Ausnahmefall verlassen.
Angelika hat Glück. Denn sie lebt in ihrem eigenen Paradies. "Am Horizont sehe ich das Wasser, in meinem Garten wachsen Zitronen, Mangos, Avocados, Granatäpfel, Tomaten… Die Vorratskammer ist gut gefüllt", meint die Veganerin.
"Ich entschied mich ja ganz bewusst für ein bescheidenes Leben unter südlicher Sonne ohne Konsumrausch und Fernsehen."
Vor allem die sozialen Kontakte fehlen Angelika Nolte
Die Naturverbundene ist mit sich im Reinen. Aber die sozialen Kontakte fehlen ihr auch. Denn sie bekam regelmäßig Besuch von Hilfesuchenden aus Deutschland, die sich mit Zivilisationskrankheiten oder Burnout-Symptomen quälten.
Sie versuchte, mit Klängen, Meditationen und Wunderkursen die Selbstheilungskräfte der Gäste anzuregen und zu stärken, ihnen wieder mehr Freude an der Einfachheit des Lebens und an gesundem Essen zu vermitteln.
"Daraus entstanden wunderbare Freundschaften“, berichtet Angelika. „Ich brachte die Sinnsuchenden auf einen neuen Weg, die als Dankeschön auch mal bei mir im Garten mit anpackten oder kochten." Derzeit bleibt nur das Telefon, um erste (Seelen-)Hilfe zu leisten.
"Sanfte Berührungen spielten in meinen Behandlungen bisher immer eine ganz große Rolle. Da richtet das Virus neben dem vielen menschlichen Leid auch einen enormen zwischenmenschlichen Schaden an", ist der Sensiblen bewusst.
"Einsamkeit macht auch krank"
Weil die Krisenbewältigung bei der gelernten Krankenschwester im Blut liegt, kümmert sie sich trotz aller strengen Ausgangsbeschränkungen um die 80-jährige deutsche Auswanderin Erika, die im fünf Kilometer entfernten Örtchen Tinizara wohnt.
"Ich habe eine Ausnahmegenehmigung, um die Seniorin dreimal in der Woche besuchen, versorgen und behandeln zu können. Einsamkeit macht auch krank", weiß Angelika.
Ihre Klangschale hat sie stets dabei, um mit Erika auf eine gemeinsame meditative Reise zu gehen.
Natürlich mit Handschuhen und Mundschutz. Reste, die Angelika übrigens noch von ihrer Arbeit in Deutschland hat und einst für den Ernstfall aufhob.
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