Geschwächt, aber nicht geschlagen: Die Heilsarmee kämpft für Chemnitzer Familien
Chemnitz - Corona schwächt die Heilsarmee auf dem Kaßberg! Aber kapituliert wird nicht. Trotz Kontaktverbots, Isolation und Ausgangsbeschränkung kämpfen zwölf Festangestellte, 25 Ehrenamtliche und zwei Bufdis für sozial schwache Familien in Chemnitz.
Das Kinder-, Jugend- und Familienzentrum ist zu. In Familiencafé und Jugendclub findet keine Beratung statt. Kindertheater, Bastelstunde und Gottesdienst für Kinder gehen online. Die Mitarbeiter können Familien nur noch per Chat und Telefon anfunken.
Kapitänin Claudia Klingbeil (43) hat ihre Heilsarmee-Uniform abgelegt und hält die seelsorgerische Stellung am Telefon: "Viele Familien mit Problemen hocken daheim, sind aufeinander zurückgeworfen. Für Beziehungen ist das eine Zerreißprobe. Oft können Eltern ihre Kinder nicht beschäftigen. Häusliche Gewalt kann steigen. Mit den Folgen werden wir lange kämpfen."
Die Türen standen immer offen, bis zu 100 Menschen kamen täglich. Nun macht Not erfinderisch. Nils Willfang (25) lädt bald das Kindertheater "Turbo-Obst-Helden" auf YouTube hoch.
Kollegin Olga Schönfeld (30) leitet das Familiencafé: "Freizeitgestaltung, Erholung, Elternseminare, Familienbildung und Beziehungsarbeit sind für schwächere Familien extrem wichtig. Das alles und der Kontakt fehlen. Immerhin bleibt uns eine Whatsapp-Gruppe."
Das ist die Heilsarmee
Die Heilsarmee ist eine christliche Freikirche mit ausgeprägter sozialer Tätigkeit. Sie nahm im Jahr 1865 in London ihren Anfang und verbreitete sich ab den 1880er-Jahren schrittweise über die ganze Welt (Stand 2018: 131 Länder).
Der Kampf der Heilsarmee gegen das Elend und ihre Organisationsform wurde straff militärisch strukturiert - dazu gehörte die Einführung von Rängen, Uniformen und Symbolen. In Deutschland ist die Heilsarmee seit 1886 aktiv.
Alle Infos zur Lage in Chemnitz im +++ Coronavirus-Liveticker +++
Alle Infos zur Lage in ganz Deutschland im +++ Coronavirus-Liveticker +++
Titelfoto: Uwe Meinhold