Sind Chemnitz' gefährliche Orte überhaupt noch gefährlich? Linke fordert Überprüfung
Chemnitz - 2018 sorgte die Einrichtung für großen Wirbel: Polizeidirektion und Innenministerium definierten zahlreiche Straßen und Plätze in Chemnitz als sogenannte "gefährliche Orte".
Die Kriminalität in der Innenstadt ist seit den damit verbundenen verstärkten Kontrollen deutlich zurückgegangen. Doch die "gefährlichen Orte" gelten bis heute. Die Linken fordern jetzt eine Überprüfung.
16 gefährliche Orte listet die Polizei auf: von der Zentralhaltestelle über den Wall und den Johannisplatz bis zu den "Bunten Gärten" an der Augustusburger Straße - von der Schloßteichinsel bis zum Asylbewerberheim Straßburger Straße.
An diesen Hotspots darf die Polizei Passanten anlasslos kontrollieren. Doch die vor drei Jahren benannten Kriminalitätsschwerpunkte sind teilweise gar keine mehr.
Ob Diebstahl, Gewalt oder Sachbeschädigungen - die Zahl der Straftaten ging nahezu überall zurück oder liegt unter den Werten von 2018.
Michael Specht: "Polizei und Sozialarbeiter müssen zusammenwirken, um die Kriminalität zu senken"
Tim Detzner (42), Linken-Kandidat zur Bundestagswahl, fordert deshalb "eine grundsätzliche Überprüfung, ob solche Orte noch zeitgemäß sind oder ob man die Probleme mit Sozialarbeitern nicht besser angeht".
Detzner befürchtet zudem, dass einzelne Beamte Ausländer "nach rassistischen Vorurteilen kontrollieren".
Michael Specht (35, CDU) nennt das Ausspielen von Sozialarbeit gegen Polizeikontrollen "Unsinn".
Er stehe zu den gefährlichen Orten: "Polizei und Sozialarbeiter müssen zusammenwirken, um die Kriminalität zu senken."
Grünen-Ratsfrau Katharina Weyandt (60) findet indes eine Überprüfung ebenfalls sinnvoll, sagt aber: "Wenn Polizei und Stadtordnungsdienst durch die Stadt gehen, sorgt das auch für Sicherheit und gefühlte Sicherheit."
Titelfoto: Sven Gleisberg, Haertelpress/Harry Härtel