Galeria Kaufhof schließt Chemnitzer Warenhaus: "Es ist schlichtweg eine Katastrophe"
Chemnitz - Jetzt ist es traurige Gewissheit: Die Chemnitzer Filiale von Galeria Kaufhof wird geschlossen (TAG24 berichtete). Diese Entscheidung der Konzernspitze wurde den Beschäftigten am Freitagnachmittag mitgeteilt. 140 Mitarbeiter sind betroffen.
"Was hier passiert, ist unbegreiflich", kommentiert Kaufhof-Betriebsrat Christian Wehner (56) mit tränenerstickter Stimme.
"Begründet wurde die Schließung mit fehlendem Umsatz in den zurückliegenden fünf Jahren. All das kann ich aber nicht nachvollziehen."
Für Jörg Lauenroth-Mago (64), ver.di-Fachbereichsleiter Handel, ist klar: "Es ist schlichtweg eine Katastrophe und für mich ein weiterer Schritt in der Kahlschlag-Strategie des Konzerns."
Auch für Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (58, SPD) ist die Schließung des Kaufhofs ein herber Schlag.
"Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die Stadt. Das Haus mit seiner besonderen Architektur und für Kaufhof gebaut, war auch Symbol für eine neue, interessante Innenstadt", so Ludwig.
Galeria Kaufhof war wichtiger Baustein für die City
Die Filiale der Galeria Kaufhof war für Chemnitz einer der wichtigsten Bausteine der City. Mit rund 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche war das Kaufhaus Einkaufs-Magnetbetrieb für die Innenstadt.
"Allein die Verkaufsfläche des Kaufhof umfasst ein knappes Drittel der in der unmittelbaren Innenstadt dem Kunden zur Verfügung stehenden Fläche. Somit profitierten umliegende Gastronomen, Händler und Dienstleister von der Anziehungskraft des Kaufhof", erklärt Bert Rothe (48) von der IHK Chemnitz.
"Trotzdem gilt es, nach vorn zu schauen. Es müssen schnell gezielte Maßnahmen getroffen werden, um die Fläche wieder als attraktiven Anziehungspunkt zu vermieten. Hier sind alle gefordert."
Nach Bekanntwerden der Entscheidung blieb das Kaufhaus am Freitag geschlossen. Heute geht es aber zu den gewohnten Öffnungszeiten weiter.
Bis Ende Oktober soll das Haus noch betrieben werden, danach werden die von Schließungen betroffenen Beschäftigten für mindesten sechs Monate in eine Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung überführt.
Von den Sparmaßnahmen sind Filialen in ganz Deutschland betroffen. Wie die Unternehmensleitung mitteilte, werden 62 der insgesamt 172 Filialen in Deutschland geschlossen.
So reagieren die Stadträte
Bei den Chemnitzer Stadträten sorgte die Hiobsbotschaft für Entsetzen. Susann Schaper (42, Die Linke): "Mit Erschrecken habe ich die Nachricht vernommen, dass die 2001 eröffnete Filiale der Galeria Kaufhof, damals immerhin das modernste Kaufhaus Europas, geschlossen werden soll. Meine Solidarität gilt den Beschäftigten."
SPD-Stadträtin Jacqueline Drechsler (44) ist erschüttert: "Es trifft mich in der Seele. Die Schließung ist ein herber Schlag für Chemnitz."
"Ich hatte gehofft, dass es nicht soweit kommen wird", so Almut Patt (51, CDU). Alle Beteiligten müssen jetzt an einen Tisch kommen, um diese für Chemnitz schwierige Situation zu meistern."
Grünen-Sprecher Thorge Babbe (32) ergänzt: "Neben dem Standort müssen auch die Angestellten, die nun ihre Jobs verlieren, unterstützt werden. In der jetzigen Situation auf Jobsuche zu gehen, ist ein schwieriges Unterfangen. Wir erwarten vom Konzern Galeria Karstadt Kaufhof, dass er Verantwortung übernimmt. Die Angestellten haben den Konzern schon mit viel Verzicht beim Gehalt und Herzblut bei der Arbeit unterstützt."
Für Frank Müller-Rosentritt (38, FDP) dagegen hat die Wirtschaftsförderung versagt: "Ein Grundproblem sind handelsfeindliche Laufwege, Nachwendefehler und schwierige Erreichbarkeit."
CWE-Chef Sören Uhle (44) sieht die Schließung als Chance: "Es wird nicht das letzte Kapitel in punkto Einkauf in der Innenstadt sein. Krisen sind immer Mist, aber sie sind auch eine Chance, es in Zukunft besser zu machen."
Titelfoto: PR/Thoralf Lippmann/Uwe Meinhold/Maik Börner