Ist der Chemnitzer Hof wirklich ein Bauhaus?
Chemnitz - Die wegweisende Kunstschule Bauhaus feiert dieses Jahr 100-jähriges Jubiläum - und die Stadt der Moderne feiert mit. Ab heute finden in Chemnitz mehrere Vorträge, Stadtführungen und Diskussionen statt. Eine Frage ist dabei besonders umstritten: Ist die berühmte Chemnitzer Bauhaus-Architektur - etwa Stadtbad und Hotel Chemnitzer Hof - auch tatsächlich echt Bauhaus?

"Nein", sagt Gästeführerin Grit Linke (57). Sie ist der Frage am Beispiel des Hotels Chemnitzer Hof nachgegangen, hat im Bauhaus Dessau und in Weimar nachgefragt.
Ihre Antwort: "Als Bauhaus-Bauten im engeren Sinne gilt nur, was in der Zeit 1919 bis 1933 von einem Studierenden, Dozenten oder Architekt des Bauhauses geplant wurde."
Alles andere gelte als "Bauten der Moderne". So wie der Chemnitzer Hof, der zwar 1928 gebaut und 1930 eingeweiht wurde, dessen Architekt Heinrich Straumer aber nie ein "Bauhäusler" war.
Für Hoteldirektor Dustin Meyer (32) ist das neu: "Wir waren immer der Meinung, das ist ein Bauhaus." Ob echt oder nicht - die typische Formensprache, die Grit Linke mit "quadratisch, praktisch, gut" umschreibt, ist aber unverkennbar. Zum Beispiel in der imposanten Hotelhalle, zu DDR-Zeiten auch als Restaurant "Bijou" bekannt.

Der Marmor des Fußbodens in Schachbrettoptik ist frisch poliert, die Decke ziert ein raumgreifendes Glasdach.
Der Clou: "Das gesamte Dach lässt sich öffnen", erklärt Dustin Meyer stolz. Auch hier: Grundformen aus Quadrat, Dreieck, Kreis - typisch Bauhaus. "Als der frühere Besitzer Günnewig das Hotel ab 1994 sanieren ließ, zog er extra einen Nachfahren des einstigen Architekten Straumer zu Rate, um das Bauhaus-Original zu weit wie möglich zu erhalten", berichtet der Direktor.
Da spiele es am Ende auch keine Rolle mehr, ob das luxuriöse Hotel im Bauhaus-Stil nun echt ist - oder einfach nur schön.
•Im Rahmen des Weltgästeführertags erklären Grit Linke und Hoteldirektor Meyer am 21. Februar (17 Uhr) die Architektur des Chemnitzer Hofes. Das Angebot ist kostenlos, um Spenden zugunsten des Schmidt-Rottluff-Fördervereins wird gebeten.
