Chemnitz: Anwohner-Proteste gegen Müllverbrennungsanlage
Chemnitz - Der Energieversorger Eins plant eine Müllverbrennungsanlage im Heizkraftwerk Furth. Dort soll für Fernwärme und Strom ungetrennter Müll aus der Region verbrannt werden. Bürgerinitiativen und Anwohner befürchten Lärm und Gestank. Die Stadt und die Eins sehen aber keine wirtschaftliche, technologische und ökologische Alternative.
Laut Grünen könnte der Müll genauso gut mit neuen Methoden recycelt oder chemisch behandelt werden.
Aber die Stadt verwehrt ein dafür hilfreiches Gutachten und bricht ein 20 Jahre altes Versprechen: Damals beschloss der Stadtrat nach einem Bürgerbegehren ein klares "Nein" zur Verbrennung von nicht getrenntem Müll in Chemnitz.
"Mit dem geschlossenen Frieden wird gespielt. Wird unsortierter Müll verbrannt, gehen Wertstoffe verloren - unwiederbringlich. Das ist eine Sackgasse und ein Rückschritt", sagt Volkmar Zschocke (51, Grüne).
2030 liefe auch die Emissionshandel-Befreiung von Müllverbrennungsanlagen aus, dann könnten die Müll-Gebühren steigen.
Ein Gutachten zu Recycling-Technologien wurde von der Verwaltung abgelehnt. Begründung: zu teuer, keine Auswirkung auf das Abfallwirtschaftskonzept, keine praktische Relevanz für die Stadt.
Anwohner: "Müll abfackeln - mitten in der Großstadt - ist ein Verbrechen gegen die Umwelt!"
In der Nähe des HWK Chemnitz-Nord (Furth) wohnt auch Dietmar Pilz (77). Er ist in der Bürgerinitiative Glücksberg organisiert: "Wir sind die Frischluft-Schneise im Chemnitzer Norden. Müll abfackeln auf Teufel komm raus - mitten in der Großstadt - ist ein Verbrechen gegen die Umwelt."
Im Vordergrund stünden kommerzielle, mit Steuergeldern subventionierte Interessen. "Man sollte uns Anwohner wenigstens sagen, was genau wo und wie geplant ist."
Zu Planungsstand, Kosten, Kapazität, verbrannter Müll-Art sowie Lärm- und Geruchsrisiko schweigt die Eins.
"Es ist laut Machbarkeitsstudie an diesem Standort möglich, eine Anlage zu errichten. Weitere Entscheidungen liegen noch nicht vor."
Die Stadt schätzt eine Belästigung durch Geruch und Lärm "nicht höher als jetzt" ein, will aber Anwohner befragen, einbeziehen und informieren.
Titelfoto: Kristin Schmidt