50-70-50: Tempo-Wirrwarr vor Chemnitzer Blitzer

Chemnitz - 200 Meter Kalkstraße in Chemnitz irritieren täglich Hunderte Autofahrer. Viele von ihnen landen in einer teuren Blitzerfalle. Die Rede ist vom irritierenden Tempo-70-Abschnitt kurz vor dem Ortseingang. Politiker drängen darauf, die Regelung zu ändern. Nun lenkt die Stadt ein.

Volkmar Zschocke (53, Grüne) kritisiert das Tempo-70-Schild in der Kalkstraße. Nach 200 Metern (roter Kreis) ist das schon wieder Schluss.
Volkmar Zschocke (53, Grüne) kritisiert das Tempo-70-Schild in der Kalkstraße. Nach 200 Metern (roter Kreis) ist das schon wieder Schluss.  © Kristin Schmidt

1,3 Kilometer lang geht es von Rabenstein Richtung Stadt mit Tempo 50. Nach der Autobahn erlaubt ein Schild 70 km/h, 200 Meter weiter gilt wieder 50 und nochmals 300 Meter weiter lauert ein Blitzer.

"Hier wirkt Schilda", ätzt SPD-Stadtrat Jörg Vieweg (50). "Das Ordnungsamt sollte dort selbst mal langfahren und den Irrsinn ändern."

"Sehr ungünstig", nennt Volkmar Zschocke (53, Grüne) die Regelung. Er möchte das Thema im Ausschuss für Mobilität ansprechen.

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"Es ist natürlich auch ökologisch sinnlos, so kurz vor dem Ortseingang auf 70 zu beschleunigen", so Zschocke.

Bis Mitte April soll das 70er Schild verschwinden

Jens Kieselstein nennt die Verwirrung vor dem Blitzer Kalkstraße "für die Stadtkasse nützlich".
Jens Kieselstein nennt die Verwirrung vor dem Blitzer Kalkstraße "für die Stadtkasse nützlich".  © Kristin Schmidt

Als Ausrede für Blitzerfotos lässt Zschocke das vorherige 70er-Schild allerdings nicht gelten: "Bei 300 Metern Abstand kann jede und jeder die Geschwindigkeit anpassen."

"Sinnfrei, aber für die Stadtkasse sicher sehr nützlich", nennt Jens Kieselstein (41, FDP) den Schild-Bürgerstreich. "50 auf der Kalkstraße wäre konsequent."

Auf TAG24-Nachfrage erklärte die Stadt, dass sie bereits mit der Polizei und anderen Behörden über das Problem gesprochen habe. Ergebnis: Bis Mitte April soll das 70er-Schild abmontiert werden.

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Dann wird es sicher auch ruhiger um den Blitzer in der Kalkstraße. Seit Juni 2021 hatte er 14.425-mal ausgelöst. Aktueller Blitz-Rekord in Chemnitz!

Das Verwirrspiel findet im Ortsteil Rottluff statt.
Das Verwirrspiel findet im Ortsteil Rottluff statt.  © Kristin Schmidt

Klar und verständlich

Kommentar von Bernd Rippert

Verkehrsregeln müssen klar und verständlich sein. Sind sie aber nicht immer. Bestes Beispiel ist die Kalkstraße in Chemnitz. Den Dreisprung Tempo 50/70/50 zwischen den Ortsteilen Rabenstein und Rottluff versteht niemand. Kein Wunder, dass so viele Autofahrer wenige Meter weiter in die Blitzerfalle tappen.

Die Stadt hatte das neue Überwachungsgerät 2021 aufgestellt. Innerhalb eines guten halben Jahres löste das Gerät 12.774-mal aus und spülte 284.000 Euro in die Stadtkasse. Das war der Rekord unter den Chemnitzer Blitzern - kein Wunder!

Wer von Rabenstein kommend in die Stadt fährt, muss die ganze Zeit mit Tempo 50 bummeln. Erst nach der Autobahn darf der oder die Fahrer/in endlich stärker aufs Gaspedal treten. Doch kaum hat das Auto die 70 erreicht, muss der Fuß wieder auf die Bremse wechseln, weil das Ortseingangsschild Tempo 50 vorschreibt.

Klar haben Autofahrer dann noch genug Zeit, das Tempo zu drosseln vor dem Blitzer. Aber viele lassen das Auto auslaufen und sehen ein helles Licht.

Für mich ist diese Regelung alles andere als klar und verständlich. Deshalb gehört sie geändert.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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