Zwei Schilder pro Sekunde! Sachsens anstrengendste Baustelle steht in Chemnitz
Chemnitz - Im Chemnitzer Ortsteil Siegmar wuchert der Schilderwald in einer neuen Dimension.
Umleitung rechts herum, links herum, beginnt, endet. Zum Tierpark geht's gar nicht, geradeaus oder doch nach rechts!? Rund um die Kreuzung Zwickauer Straße Ecke Jagdschänkenstraße werden auf knapp 200 Metern drei Baustellen in der Nähe ausgeschildert.
"Hier sieht doch keiner mehr durch", findet der Chemnitzer Norbert Engst (37), der sich die Mühe machte, mal genau nachzuzählen.
"Stadtauswärts stehen auf 198 Metern 16 Pfähle mit 26 Schildern, stadteinwärts auf 142 Metern elf Pfähle mit 18 Schildern. Das ergibt im Durchschnitt alle 7,70 Meter ein Schild. Autofahrer, die mit Tempo 50 fahren, haben eine halbe Sekunde Zeit, um jedes zu beachten."
Macht zwei Schilder pro Sekunde - anstrengender dürfte keine andere Baustelle im Freistaat sein.
Der Chemnitzer Verkehrspsychologe Bernd Wiesner (57) weist darauf hin: "Eine solche Schilderflut ist verwirrend und gefährlich, weil ein menschliches Gehirn nur eine bestimmte Anzahl an Informationen pro Sekunde verknüpfen kann."
Jörg Vieweg (51), Kreisvorsitzender des Auto Club Europa: "Wir haben derzeit über 200 Baustellen im Stadtgebiet. Die Stadtverwaltung ist aufgrund dieser Vielzahl mit der Kontrolle der Beschilderungen überfordert. Aber diese Kreuzung sollten die Verantwortlichen noch einmal genauer prüfen und den Schilderwald ausdünnen."
Titelfoto: Maik Börner