Wie geht's weiter mit dem größten City-Projekt in Chemnitz? Bausorgen in der Johannisvorstadt

Chemnitz - Im Kulturhauptstadtjahr droht eine Riesenbaustelle im Herzen von Chemnitz. Der Bau der 140 Wohnungen in der Johannisvorstadt links der Zschopauer Straße verzögert sich drastisch. Der Bauherr rechnet mit einem Baubeginn im ersten oder zweiten Halbjahr 2023. Noch größere Verzögerungen gibt es im Tietz-Carrée.

Baufelder Johannisvorstadt und Tietz-Carrée (Vordergrund): Die Bebauung verzögert sich deutlich.
Baufelder Johannisvorstadt und Tietz-Carrée (Vordergrund): Die Bebauung verzögert sich deutlich.  © Kristin Schmidt

Ursprünglich sollten die Bauarbeiten 2021 beginnen. Doch die Termine wurden immer wieder verschoben. Auch der Bauträger wechselte - aktuell zur Firma BPD. Jetzt wird alles geändert.

BPD-Prokurist Carsten Hartwig (46), Leiter der Niederlassung Leipzig, erlebte zuletzt große Probleme: "Wegen des extremen Zinsanstiegs stiegen Investoren aus. Wir kamen nicht zu einer Einigung, stehen aber zu unserer Verpflichtung in Chemnitz und wählen einen anderen Weg."

Individueller Vertrieb der Eigentumswohnungen lautet die neue Zauberformel bei BPD. Carsten Hartwig: "In wenigen Tagen geben wir unseren Partner dafür bekannt." Er verspricht erneut, dass seine Firma "bis 2025 liefern" und "das Stadtbild prägen" wolle. Dabei steht noch nicht einmal der Baubeginn fest.

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Ziel sei es, dass Bagger und Kräne im ersten Halbjahr 2023 loslegen - "oder wir geben dann einen genauen Baubeginn bekannt". Die Firma BPD wolle jedenfalls keine leere Baugrube hinterlassen.

Carsten Hartwig (46), Prokurist des Bauträgers BPD
Carsten Hartwig (46), Prokurist des Bauträgers BPD  © PR

Weiteres Projekt unter der Firma BPD noch offen

So soll das Carrée am Tietz einmal aussehen. Offen ist, ab wann.
So soll das Carrée am Tietz einmal aussehen. Offen ist, ab wann.  © Uwe Meinhold

Auch am Tietz (143 Wohnungen) ist die Firma BPD am Ruder. Dort sind Baubeginn und Bauende noch völlig offen. "Wir sind in Verhandlungen mit der Stadt, das Projekt kommt auf jeden Fall später", sagt Carsten Hartwig.

Am Tietz soll zudem ein Hotel samt Geschäftshaus entstehen, links der Zschopauer Straße ein Gesundheitszentrum plus Simmel-Supermarkt.

Der Chemnitzer Landtagsabgeordnete Alexander Dierks (34, CDU) ist mit den vagen Aussichten nicht einverstanden: "Stadt und Investor müssen alles tun, um zu verhindern, dass eine riesige Baustelle im Kulturhauptstadtjahr 2025 Besucher mit Lärm und Dreck empfängt."

Alexander Dierks (34, CDU)
Alexander Dierks (34, CDU)  © Monika Skolimowska/dpa

Zeit für Korrektur

Kommentar von Bernd Rippert

In diese vier Blöcke soll die Bebauung entlang der Bahnhofstraße aufgeteilt werden.
In diese vier Blöcke soll die Bebauung entlang der Bahnhofstraße aufgeteilt werden.  © HANSA Real Estate Beteiligungs AG

Freuen Sie sich auch schon auf die neuen Bauten entlang der Bahnhofstraße? Auf 243 Wohnungen, ein Billighotel, Gesundheitszentrum und einen Supermarkt? Ich kann es kaum noch aushalten, bis es so weit ist.

Letzteres war natürlich ein Scherz. Ich bin entsetzt über die Bauprobleme in unserer Innenstadt. Den Bauträger nehme ich von der Kritik einstweilen aus, er hat die Projekte "geerbt" und muss das Beste daraus machen.

Nur, werden die geplanten Projekte das Beste für Chemnitz? Zwei Tiefgaragen plus die oben genannten Hochbauten werden die letzten Filetgrundstücke im Zentrum belegen. Für mich planerischer Tiefflug, den der Stadtrat einst durchwinkte.

Chemnitz macht sich bei den genannten Projekten mal wieder unnötig klein. Bloß nicht auffallen, bloß keine Besucher in die Stadt locken - so scheint die Devise mal wieder zu lauten. Dabei will Chemnitz doch im Kulturhauptstadtjahr glänzen und zum Magneten für Touristen werden. Doch wie soll das gelingen, wenn mitten in der Stadt eine Großbaustelle droht?

Dies wäre der richtige Zeitpunkt, das Projekt mit Nachdruck zu korrigieren.

Titelfoto: Kristin Schmidt/HANSA Real Estate Beteiligungs AG/Uwe Meinhold

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