Brösel-Alarm auf der A72: Chemnitzer Flüster-Asphalt schon wieder kaputt
Chemnitz - Lange hat er nicht gehalten: Der Flüsterasphalt auf der A72 zwischen Kreuz und Chemnitz-Süd ist nach gut fünf Jahren schon wieder kaputt. Derzeit dürfen Autofahrer dort nur noch mit 80 Sachen entlang schleichen, ab August wird eine Baustelle den Verkehr ausbremsen.
Der 2016 erstmals aufgebrachte Flüsterasphalt soll Anwohner in den Ortsteilen Rottluff, Rabenstein und Siegmar vor Autobahnlärm schützen.
Doch der leise Straßenbelag hat auch Nachteile - er geht schneller kaputt als normaler Asphalt oder gar Beton.
Viele Anwohner freuen sich trotz der Probleme über den Belag. Karsten Weise (55) aus Rottluff: "Seit 2016 ist der Verkehr deutlich leiser. Ich wünsche mir, dass es so bleibt. Dafür nehme ich die Baustelle in Kauf."
Neue Baustelle von August bis Oktober
Noch deutlicher wird Frank Zeißig (47) aus Siegmar: "Die Schäden auf der Autobahn sind offensichtlich, der Zustand der Abfahrten ist katastrophal. Aber wir Anwohner freuen uns, dass es viel leiser geworden ist und wir nachts auch mal ein Fenster auflassen können."
Für den Brösel-Asphalt spricht sich CDU-Stadtrat Falk Ulbricht (54) aus: "Entlang der A72 wohnen Tausende Menschen. Auf die müssen wir Rücksicht nehmen, in den sauren Apfel beißen und die Fahrbahn sanieren."
Die Baustelle soll laut Autobahn-GmbH-Sprecher Thorsten Rietbrock (41) Mitte August beginnen und bis Oktober dauern. Auf 2,9 Kilometern werde die Abdichtungs- und Deckschicht ausgetauscht. Kosten: 2,5 Millionen Euro.
Der Experte ist trotz der Anfälligkeit für den Einbau von Flüsterasphalt: "Er reduziert den Straßenlärm um die Hälfte."
Kommentar: Teure Ruhe
Ein Kommentar von Bernd Rippert
Nichts als Ärger mit der A 72. Die kleine Autobahn wird Richtung Leipzig nicht fertig, ist Richtung Hof zu schmal für den vielen Verkehr - und nun auch noch eine Brösel-Strecke zwischen dem Autobahnkreuz und der Abfahrt Chemnitz-Süd.
Gerade mal gut fünf Jahre hat der Flüsterasphalt dort gehalten. Das ist verdammt kurz, gehen Fachleute doch sonst von einer zehnjährigen Haltbarkeit aus. Normaler Autobahnbelag hält sogar bis zu 20 Jahre.
Völlig unklar bislang, was unsere Autobahn so schnell kaputt gemacht hat. Vielleicht fahren hier mehr schwere Laster herum als anderswo. Auf jeden Fall ist schon jetzt die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben, deshalb besteht ein Tempolimit 80.
2,5 Millionen Euro kostet die Sanierung. Ein teurer Spaß - aber ein "Spaß", der es uns wert sein sollte. Dafür können Tausende Chemnitzer entlang der Schnellstraße nachts ruhiger schlafen oder im Sommer ohne Ohropax im Garten sitzen.
Ja, dafür zahle ich meine Steuern gerne, damit meine Nachbarn ruhiger leben können.
Titelfoto: Ralph Kunz