50 Sperrungen, aber keine Bauarbeiter? Chemnitzer schreibt Wutbrief an Bürgermeister!
Chemnitz - Chemnitz leidet diesen Sommer an "akuter Baustelleritis": 50 Sperrungen, Umleitungen, Extra-Ampeln rauben Autofahrern den letzten Nerv. Dem Chemnitzer Werner Klemm (79) platzt die Hutschnur. Er schrieb einen erbosten Brief an Oberbürgermeister Sven Schulze (52, SPD).
Klemm bemängelt, dass an vielen Baustellen keine oder wenige Arbeiter zu sehen sind. "Deshalb dauern die Baustellen so lange und nehmen sogar zu. Ich fordere konsequenten Schichtbetrieb bis in den Abend und, wo möglich, auch an Wochenenden!"
Der Rentner verweist auf Zwickauer Straße, Augustusburger oder Annaberger/Gustav-Freytag-Straße - "überall mehr Zäune und Löcher als Helfer".
Stadtrat Tino Fritzsche (62, CDU) stimmt zu: "Wer Baustellen massiv in die Ferien legt, muss die Zeit auch nutzen. Sonst wird das Argument Urlaubszeit ad absurdum geführt. Die Stadt sollte alle Möglichkeiten nutzen, um Baustellen zügig zu beenden".
Grünas Ortsvorsteher Lutz Neubert (53, Freie Wählergemeinschaft) sieht das ähnlich: "Man muss derzeit einen guten Plan entwickeln, um in Chemnitz von A nach B zu fahren. Ich verstehe nicht, warum nicht mehr und länger gearbeitet wird. Nächste Woche beginnt wieder die Schule".
Ein Stadtsprecher weist die Vorwürfe zurück: "Alle Baustellen in Vorbereitung auf die Kulturhauptstadt liegen im Zeitplan. Außerdem haben auch Bauarbeiter Kinder und wollen in die Ferien fahren".
Kasim Muhamad (46) hat ein anderes Problem. Seit sieben Wochen versperrt eine Baustelle in der Augustusburger Straße den Weg zu seinem "Orient-Markt". Er klagt: "Kunden bleiben aus, meine Ware wird schlecht".
Titelfoto: Sven Gleisberg