Berlin - Als die Kudamm-Raser 2016 einen unbeteiligten 69-Jährigen zu Tode fuhren, war der Aufschrei groß. Jahrelang beschäftigte der Fall die Justiz. Das Problem aber ist geblieben: Auch acht Jahre später kommt es in Berlin wieder zu schweren Unfällen infolge durch Raserei. Am Steuer: Meist junge Männer.
Verkehrsforscher Andreas Knie (63) hat daher einen radikalen Vorschlag: Statt mit 18 sollen Männer erst mit 26 Jahren den Führerschein machen dürfen.
"Wenn die Unfälle durch Raserei nicht abnehmen, muss darüber gesprochen werden, ob Männer erst mit der Vollendung des 26. Lebensjahres einen Führerschein bekommen sollten", sagte Knie dem RBB. "Da stecken alte archaische Strukturen dahinter und ein längst veralteter Männlichkeitswahn, der da seine Auslebung findet."
Allein in der Hauptstadt finden laut Polizeistatistik fast jeden Tag zwei illegale Autorennen statt (593 vergangenes Jahr), obwohl es keine Raserszene gebe. Allerdings fließt auch die Flucht vor der Polizei in diese Statistik mit ein.
Jüngstes Beispiel: Vergangene Woche hatte es ein Fahranfänger besonders eilig. Der junge Mann, der noch in Probezeit war, war mit 192 Stundenkilometern auf der Stadtautobahn unterwegs. Erlaubt sind aber nur 80. Die Folge: Eine Geldstrafe von mindestens 1600 Euro, ein dreimonatiger Führerscheinentzug und ab zum Idiotentest.
Alternative wäre Modell wie beim Motorradführerschein
Viel zu wenig, findet der Verkehrsforscher: "Das reicht offensichtlich noch nicht. Der erste Impuls wäre, die Strafen deutlich zu erhöhen", so Knie.
Dass man den Führerschein allerdings erst mit 26 Jahren erhält, ist dann doch eher unwahrscheinlich. Knie hat aber noch eine Alternative parat: das Modell des Motorradführerscheins. Junge Biker dürfen zunächst nur schwächere Maschinen fahren. Erst ab 24 Jahren darf man auch die großen Maschinen der Klasse A fahren bzw. mit 20 Jahren, wenn man seit zwei Jahren den Führerschein hat.