Überfall auf vermeintliche Berliner Clan-Aussteigerin: War der Rache-Angriff nur ausgedacht?
Von Marion van der Kraats
Berlin - Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen zu einem mutmaßlichen Überfall auf eine als Clan-Aussteigerin bekannt gewordene Autorin beendet.

Das Verfahren wurde "mangels hinreichenden Tatverdachts" eingestellt, wie ein Sprecher der Behörde mitteilte. Zuvor hatte der RBB berichtet. Die Anwälte der Betroffenen wollen in Ruhe prüfen, ob sie gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Beschwerde einreichen, wie der Sprecher der Autorin, Thomas Ganz, erklärte.
Die Frau mit dem Pseudonym Latife Arab hatte angegeben, im September 2024 in der Nähe des S-Bahnhofs Wuhletal attackiert worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelte wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes. Nun erklärte der Behördensprecher: "Die durchgeführten Ermittlungen führten nicht zur Namhaftmachung eines oder mehrerer Beschuldigter." Darum sei das Verfahren einzustellen.
"Eine abschließende Klärung der Frage, ob sich die durch die Zeugin angegebene Tat tatsächlich ereignet hat, war im Verlauf der umfangreichen Ermittlungen nicht möglich", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Da ein Übergriff aber auch nicht ausgeschlossen werden könne, gebe es keine Ermittlungen gegen die Frau. Zugleich hieß es von der Staatsanwaltschaft, im Rahmen der Ermittlungen habe es keine Bestätigung für die genannten familiären Verbindungen gegeben.
Buch zu Clan-Ausstieg gestoppt

Die Frau hatte im März 2024 ein Buch über ihren angeblich schon länger zurückliegenden Ausstieg aus einer gewalttätigen Großfamilie veröffentlicht. Dabei schilderte sie kriminelle Geschäfte eines früheren Clans im Ruhrgebiet mit Drogenhandel, Diebstählen, Überfällen, Menschenhandel, Schutzgelderpressung und Sozialhilfebetrug.
Über die Autorin hatten viele Medien, darunter auch die dpa, berichtet. Später war in Medienberichten der Wahrheitsgehalt des Buchs in Zweifel gezogen worden.
Rund ein Jahr nach Veröffentlichung stoppte der Heyne Verlag im März wegen Zweifeln an der Identität der Autorin die Auslieferung des Buches "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan".
Der Anwalt der Frau erklärte damals, seine Mandantin sei "überrascht über die Schritte des Verlages, nachdem das Buch schon sehr lange Zeit und erfolgreich auf dem Markt" sei. Seine Mandantin habe erhebliches Leid in ihrer Familie erlitten, teilte Dominik Höch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur damals mit. Mit dem Buch habe sie die Öffentlichkeit auf diese Situation von Frauen in solchen Familien aufmerksam machen wollen.
Titelfoto: Roland Weihrauch/dpa