Saleh warnt vor Polarisierung: "Plötzlich nach 'Wir' und 'Die' unterschieden"

Von Antje Kayser

Berlin - Der Vorsitzende der neuen Kommission für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Raed Saleh (47, SPD), sieht genau diesen bedroht.

Der Berliner SPD-Chef Raed Saleh (47) fordert leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Zugewanderte.
Der Berliner SPD-Chef Raed Saleh (47) fordert leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Zugewanderte.  © Soeren Stache/dpa

Er sehe in Deutschland die Gefahr, dass zu stark polarisiert und nicht mehr nach dem Kitt in der Gesellschaft gesucht werde, sagte Saleh, der auch SPD-Fraktionschef ist, im Interview der "Berliner Morgenpost".

Viele Menschen fingen derzeit an, das Trennende nach vorne zu stellen. "Plötzlich wird nach 'Wir' und 'Die' unterschieden", sagte Saleh.

"Wir brauchen doch Menschen in der Pflege und als Ärzte, unser Wohlstand ist ohne sie gar nicht zu halten. Wir brauchen für Zugewanderte leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt. Warum sollte jemand, der geflüchtet ist, zu Hause sitzen und staatlich alimentiert werden?"

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In Deutschland sei jahrzehntelang der Fehler gemacht worden, Menschen in Abhängigkeit zu halten, obwohl sie arbeiten wollten. Dieser Fehler werde gerade wiederholt.

Saleh: "Thema Migration als Problem wie Sau durchs Dorf getrieben"

Saleh kritisiert, dass an Zugewanderte zu viele Erwartungen gestellt und sie zu lange in Abhängigkeit gehalten werden.
Saleh kritisiert, dass an Zugewanderte zu viele Erwartungen gestellt und sie zu lange in Abhängigkeit gehalten werden.  © Julian Stratenschulte/dpa

An kaum eine andere Gruppe würden so viele Erwartungen formuliert wie an Zugewanderte. "Das führt auch dazu, dass sich viele immer wieder fragen: 'Wann gehöre ich denn endlich wirklich dazu, wann bin ich endlich ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft?'"

Es verunsichere, "wenn immer wieder das Thema Migration als Problem wie eine Sau durchs Dorf getrieben wird".

Saleh ist Vorsitzender des neuen Gremiums aus Politikern, Wissenschaftlern und anderen Fachleuten, insgesamt sitzen darin 24 Mitglieder.

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Die Enquete-Kommission soll für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung arbeiten.

Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa, Soeren Stache/dpa (Bildmontage)

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