Parteien in Berlin klagen über krassen Mitgliederschwund
Berlin - Seit der Wahl im Februar sind die politischen Farben in Berlin neu gemischt. Auch bei den Parteimitgliedschaften scheint sich das auszuwirken.

Stärkerer Rückgang bei SPD, Linken und FDP, mögliche Trendwende bei den zuletzt gewachsenen Grünen, leicht positive Tendenz bei CDU und AfD: Die Entwicklung der Parteimitglieder in Berlin ist im ersten Halbjahr unterschiedlich verlaufen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Mitgliederstärkste Partei ist demnach weiter die SPD, die seit April nur noch als Juniorpartner der CDU mitregiert. Sie verzeichnete zum 30. Juni 18.348 Mitglieder, 4,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
"Mit der Entwicklung unserer Mitgliederzahl sind wir natürlich nicht zufrieden", erklärte SPD-Landesgeschäftsführer Sven Heinemann. Der Rückgang habe in erster Linie demografische Gründe, aber auch Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene seien bei einigen Austritten als Gründe genannt worden.
Die CDU, die die Wahl im Februar gewonnen hatte und nunmehr mit ihrem Vorsitzenden Kai Wegner (50) den Regierenden Bürgermeister stellt, zählte Ende Juni 11.971 Mitglieder. Das waren zwar 0,4 Prozent weniger als vor einem Jahr, aber 1 Prozent mehr als Ende 2022 (damals 11.857).
"Seit Anfang 2023 wächst die Mitgliederzahl der CDU Berlin trotz der demografischen Entwicklung wieder stetig an", so CDU-Generalsekretär Stefan Evers (44).
Parteien in Berlin: Nur AfD und CDU gewinnen Mitglieder dazu

Die Grünen, deren Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren stetig gewachsen war, könnten vor einer Trendwende stehen. Stand 1. Juli zählten sie zwar mit 12.869 Mitgliedern 0,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Zum Jahresende 2022 hatte die Zahl mit 12.963 Mitglieder aber höher gelegen, im Vergleich dazu schlägt ein Minus von 0,7 Prozent zu Buche.
Die Linke setzte ihren in der Tendenz seit Längerem anhaltenden Aderlass bei den Mitgliedern auch im ersten Halbjahr 2023 fort. Ende Juni zählte sie 6756 Anhänger mit Parteibuch - ein Minus binnen Jahresfrist von 10,7 Prozent.
Die AfD hatte am 30. Juni 1105 Mitglieder in Berlin, ein Plus von 1,4 Prozent binnen eines Jahres. "Wir erleben seit Herbst einen Anstieg der Mitgliedsanträge und einen Rückgang der Austritte", sagte ein Sprecher zu den Zahlen. Energiekrise und Gebäudeenergiegesetz, aber auch Auswirkungen der "illegalen Masseneinwanderung" mobilisierten gegen die Regierungspolitik.
Die FDP, die im Ergebnis der Wahl im Februar nicht mehr im Abgeordnetenhaus vertreten ist, hatte Ende Juni 4110 Mitglieder, vier Prozent weniger als vor einem Jahr.
Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa