Bürgermeister Wegner rückt von Merz-Äußerung ab: AfD verfolge "Geschäftsmodell Hass"
Berlin - CDU-Chef Friedrich Merz (67) hat mit seinen Aussagen über eine mögliche kommunale Zusammenarbeit mit der AfD für reichlich Wirbel gesorgt. Nun äußerte sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (50, CDU) zu der Thematik.

Im großen ZDF-Sommerinterview hatte Merz betont, dass die CDU auf Bundes- und Landesebene weiter nicht bereit sei, mit der AfD zu kooperieren. Anders sei dies aber beispielsweise in Kommunalparlamenten.
"Wir sind doch selbstverständlich verpflichtet, demokratische Wahlen zu akzeptieren. Und wenn dort ein Landrat, ein Bürgermeister gewählt wird, der der AfD angehört, ist es selbstverständlich, dass man nach Wegen sucht, wie man dann in dieser Stadt weiter arbeiten kann", sagte der Bundesvorsitzende der Christdemokraten wörtlich.
Wie zahlreiche Partei-Kollegen scheint Berlins Regierender Bürgermeister Wegner das anders zu sehen. Auf Twitter schrieb der 50-Jährige: Die AfD kennt nur Dagegen und Spaltung. Wo soll es da ZUSAMMENarbeit geben?" (Rechtschreibung übernommen)
Die CDU könne, wolle und werde nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, "deren Geschäftsmodell Hass, Spaltung und Ausgrenzung ist", hieß es weiter.
Wirbel um Friedrich Merz' Aussagen zur AfD: Parteikollegen gehen auf Distanz

Auch der brandenburgische CDU-Chef Jan Redmann (43) rückte von den Aussagen seines Parteichefs ab. "Gerade in Brandenburg besteht kein Zweifel, wes Geistes Kind die AfD ist. Extremisten sind keine Partner der CDU. Deshalb sind und bleiben für uns Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD auf allen Ebenen - auch der kommunalen - ausgeschlossen", twitterte der Politiker.
Der Verfassungsschutz führt den Brandenburger AfD-Landesverband seit 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall. Die AfD-Jugend "Junge Alternative" war erst kürzlich als rechtsextremistisch eingestuft worden.
Ebenfalls Kritik hatte Friedrich Merz für seine Bezeichnung der eigenen Partei als "Alternative für Deutschland mit Substanz" geerntet. Ein mögliches AfD-Verbot, wie etwa von dem CDU-Bundestagsabgeordneten Marko Wanderwitz (47) vorgeschlagen, nannte Merz "eine Einzelmeinung in der Bundestagsfraktion, die wir nicht teilen".
Am Montag ruderte Merz dann selbst zurück. Auf Twitter schrieb der 67-Jährige: "Um es noch einmal klarzustellen, und ich habe es nie anders gesagt: Die Beschlusslage der CDU gilt. Es wird auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD geben."
Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa, Wolfgang Kumm/dpa (Bildmontage)