Neuer Skandal beim rbb: Was Berlins Vize-Bürgermeisterin Jarasch damit zu tun hat
Berlin - Gerade, als sich die Wogen rund um den Schlesinger-Skandal beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ein wenig zu glätten schienen, gerät die TV-Anstalt erneut in die Schlagzeilen.
Ende August wurde Patricia Schlesinger (61) fristlos als rbb-Intendantin entlassen, nachdem Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen sie aufgekommen waren.
Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin Ermittlungen gegen die 61-Jährige und den rbb-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf (78) auf. Auch Schlesingers Ehemann, der Ex-"Spiegel"-Journalist Gerhard Spörl (72), geriet ins Fadenkreuz der Ermittler. Alle Beteiligten streiten die gegen sie vorgebrachten Vorwürfe ab. Die Ermittlungen dauern weiter an.
Mittlerweile hat WDR-Managerin Katrin Vernau (49) die Zügel beim rbb übernommen und soll den angeschlagenen TV-Sender wieder auf Kurs bringen.
Doch die Rundfunkanstalt kommt einfach nicht zur Ruhe, denn jüngst hat "Spiegel" einen neuen Skandal aufgedeckt. Diesmal geht es um Postengeschacher ohne vorherige Ausschreibung.
Im Mittelpunkt steht eine private E-Mail von Anfang Juli, die der Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus an die damalige Intendantin Schlesinger schickte. Das Schreiben mit dem Verweis "top secret" hatte zum Ziel, einen ungeliebten Kollegen loszuwerden.
Bettina Jaraschs Ehemann Oliver sollte der Posten des rbb-Programmchefs zugeschanzt werden
Kellinghaus wollte den rbb-Programmchef Jens Riehle "gesichtswahrend" ab- und mit Oliver Jarasch ersetzen. Wem der Name bekannt vorkommt, der liegt genau richtig, denn dabei handelt es sich um den Ehemann von Berlins aktueller Vize-Bürgermeisterin und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (53, Grüne).
Dass die Wahl ausgerechnet auf ihn fiel, überrascht. Der rbb hatte stets betont, dass er keine inhaltliche Verantwortung trage, da seine Frau ein wichtiges politisches Amt innehabe. Zudem wäre Oliver Jarasch auch ein Profiteur des kürzlich aufgedeckten rbb-Bonussystems gewesen, wie "Spiegel" weiter berichtet.
Im Zuge einer drohenden Wiederholung der Berlin-Wahl habe er im Oktober ein Gespräch mit Chefredakteur David Biesinger gesucht, um sich während des Wahlkampfes noch weiter aus dem Nachrichtengeschäft zurückzuziehen, wie das Magazin anhand eines internen Protokolls darlegt.
Die Verantwortlichen beim rbb wollten die neuen Vorwürfe bislang nicht kommentieren, da es sich um einen privaten Mail-Verkehr handele.
Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa, Christoph Soeder/dpa (Bildmontage)