Von Stefan Kruse
Berlin - Trotz eines Rückgangs der Zuwanderung wird die große Notunterkunft in Tegel nach Einschätzung des Berliner Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) noch länger benötigt.
"Ich gehe davon aus, dass wir sie mindestens noch bis 2026 brauchen", sagte LAF-Präsident Mark Seibert der Deutschen Presse-Agentur.
Aktuell hat die aus Leichtbauhallen bestehende Unterkunft für bis zu 8000 Menschen eine Betriebsgenehmigung bis Ende 2025. Gespräche über eine Verlängerung laufen.
Erklärtes Ziel von Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (49, SPD) ist es, Tegel zumindest zu verkleinern, weil die Lebensbedingungen dort prekär sind und Bewohnern in Räumen mit je 14 Betten kaum Privatsphäre bleibt.
"Ich halte es schon für möglich, in Richtung Ende des kommenden Jahres anzufangen, die ersten drei Hallenkomplexe zurückzubauen", sagte Seibert dazu.
Berlin: Alle müssen mitmachen!
Allerdings sei das nur denkbar, wenn die Schaffung neuer Unterkünfte in der ganzen Stadt voranschreite und die Entschlossenheit bei allen Beteiligten, hier voranzukommen, nicht nachlasse - etwa im Abgeordnetenhaus, wo die Finanzierung bewilligt werde.
"Schon wenn uns hier ein, zwei geplante Standorte wegfallen, weil ein Beschluss im Parlament nicht rechtzeitig gefasst wird, dann wird in Tegel nichts abgebaut", mahnte Seibert.
"Dann laufen wir wieder in ein Unterbringungsdefizit nächstes Jahr rein. Die Politik muss mitspielen, die ganze Stadt muss mitspielen, wie bisher. Unterbringungsplätze müssen geschaffen werden. Natürlich muss die Weltlage auch dazu passen", so Seibert.
Von Januar bis einschließlich Oktober wurden nach Angaben des LAF knapp 18.000 Geflüchtete neu in Berlin aufgenommen - Asylbewerber und Ukraine-Flüchtlinge. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 32.000 - also drei Viertel mehr.